Der SZBLIND berechnet die Zahl sehbehinderter Menschen in der Schweiz

von Stefan Spring

Für die meisten sehbehinderten Menschen, ihre Angehörigen und auch für die Fachpersonen in den Wohn- und Arbeitsinstitutionen, Schulen und Beratungsstellen, spielt es keine grosse Rolle, ob 1’000 oder 100’000 Menschen in der Schweiz sehbehindert sind. Und dennoch: Irgendwie wollen wir es doch alle wissen.

Bisher hat man die Anzahl Menschen, die in der Schweiz mit einer Sehbehinderung leben, mit ca. 80’000 angegeben. Die Berechnung stammt aus dem Ende der 1990er Jahre und stützte sich auf eine durch den SZBLIND durchgeführte Umrechnung amerikanischer Statistiken. Damals wie heute sind die Zahlen aus schweizerischen Statistiken nicht vollständig oder von eher schlechter Qualität.

Immer mehr Menschen werden älter
In den letzten Jahren wurde den Sehbehinderungen älterer Menschen weltweit grössere Beachtung geschenkt. Weil die Anzahl der bis ins hö here Alter lebenden Menschen zunimmt, nehmen auch die damit direkt oder indirekt verbundenen Sehschädigungen zu. Und wir wissen, dass in den nächsten Jahren bevölkerungsreiche Jahrgänge in die Pensionierung und ins höhere Alter eintreten werden. Dies wird in einer Art Wellenbewegung die Anzahl der sehbehinderten Menschen noch weiter anwachsen lassen. Weiter haben wir heute bessere Informationen über Sehbehinderung bei geistig behinderten Menschen, und auch die Taubblindheit ist besser erforscht.

Zahl der Betroffenen wird steigen
Der SZBLIND hat die vorliegenden schweizerischen und internationalen Angaben gegenübergestellt und im Gespräch mit mehreren Fachpersonen eine neue Berechnung erstellt. Gemäss dieser können wir die Anzahl sehbehinderter Menschen auf ca. 310’000 berechnen. Im Jahr 2022 werden es an die 400’000 und nochmals zehn Jahre später vielleicht 430’000 Personen sein. Danach könnten sich die Zahlen wieder etwas senken, einerseits aus demographischen Gründen, anderseits weil bei einigen altersbedingten Sehschädigungen therapeutische Erfolge voraussehbar sind. Wichtig ist, dass man die vielen Formen und Verläufe von Sehschädigungen nicht wahllos vermischt und auch die daraus folgenden Behinderungen differenziert wahrnimmt. Blindheit und Sehbehinderung sind schlussendlich von Person zu Person alles andere als vergleichbar.

Die Begriffe «Blindheit» und «Sehbehinderung» sind Sammeltöpfe für ganz unterschiedliche Voraussetzungen, Folgen, Herausforderungen und Lebensrealitäten. Um dies einem breiten Publikum auf verständliche Art nahe zu bringen, hat der SZBLIND die Resultate seiner Berechnungen in einer neuen Publikation zusammengetragen. Die neue Publikation ist ab Oktober als Download auf der Seite des SZBLIND erhältlich unter: www.szblind.ch