Hell, kontrastreich, und alles mit Braille

In Lenzburg wurde eine blinden- und sehbehindertengerechte Ausstellung eröffnet

Von Norbert Schmuck

Seit Anfang November empfangen die Mitarbeitenden des Ressorts Hilfsmittel des SZB in Lenzburg blinde und sehbehinderte Kundinnen und Kunden in der neu gestalteten Hilfsmittelausstellung. Auf 60 Quadratmetern werden die Hilfsmittel im neuen Ausstellungsbereich präsentiert, der hell und kontrastreich sowie mit Blindenschrift und Infrarot-Labels versehen ist.

Volles Haus beim "Tag der Offenen Tür". Bilder: SZB

Volles Haus beim „Tag der Offenen Tür“.
Bilder: SZB

Betroffene Personen, die sich über das Angebot an Hilfsmitteln und über Neuigkeiten informieren möchten, können entweder eine der 27 Hilfsmittel-Vertriebs- und Beratungsstellen in verschiedenen Regionen der Schweiz aufsuchen oder direkt in der neugestalteten Hilfsmittelausstellung des Schweizerischen Zentralvereins für das Blindenwesen in der Lenzburger Niederlassung vorbeikommen.

Beratung und Gebrauchsschulung sind sehr gefragt
„Die Laufkundschaft nahm in den letzten Jahren immer mehr zu. In letzter Zeit waren es zwischen 40 und 70 Personen pro Monat“, meint Stephan Mörker. Der dipl. Verbands-/NPO-Manager leitet seit vier Jahren das Ressort Hilfsmittel des SZB. „Selten melden sich die Besucher und Besucherinnen im Voraus an. Über die Hälfte von ihnen wünscht eine Beratung oder möchte ein Hilfsmittel direkt kaufen, die anderen nehmen den Kundendienst des Ressorts in Anspruch: Sie fragen nach einer Gebrauchsschulung oder möchten sich über Reparaturen und Garantieleistungen informieren“.

Orientierung ohne fremde Hilfe
In Lenzburg gab es zwar schon eine kleine Ausstellung mit Hilfsmitteln, die am häufigsten nachgefragt wurden. Sie entpuppte sich im Laufe der Zeit immer mehr als ungeeignet, den Bedürfnissen der blinder, sehbehinderten und taubblinden Kundinnen und Kunden gerecht zu werden. Das Ressort entwickelte deshalb gemeinsam mit Beleuchtungsberatern und Low Vision-Fachpersonen ein neues Konzept. Dem gestiegenen Interesse der Laufkundschaft sollten auch die Räumlichkeiten des SZB in Lenzburg Rechnung tragen.

Die neue Ausstellung präsentiert sich nun hell, kontrastreich und ist nach den gleichen Kriterien strukturiert wie der Internetshop auf der Webseite www.szblind.ch/shop. Zusätzlich wurden alle Produkte in den Regalen mit Braille angeschrieben und mit Etiketten versehen, welche die jeweiligen Rubriken mit einem Infrarotlesegerät vorlesen. Das Ergebnis nach zwei Jahren Planung: Blinde und sehbehinderte Menschen können sich ohne fremde Hilfe durch die Ausstellung bewegen, Artikel finden, vergleichen und testen. Die Neugestaltung der Ausstellung konnte nicht zuletzt dank der finanziellen Unterstützung der Stiftung Hauri und des Kantons Aargau realisiert werden.

Gefragt: Stöcke, vibrierende und taktile Uhren und Telefone

Hier wurde die neue Hilfsmittel-Ausstellung getestet.

Hier wurde die neue Hilfsmittel-Ausstellung getestet.

137 der insgesamt 555 Hilfsmittel des Sortiments sind aktuell in der Ausstellung zu sehen. Das Ressort hat sich bewusst für eine Auswahl entschieden, um das Angebot nicht zu überladen. Im Gespräch erfahren die Besucherinnen und Besucher von weiteren Möglichkeiten. Nach einer Antwort auf die Frage, welche Produkte am häufigsten angefragt werden, muss Stefan Mörker nicht lange suchen: „Weisse Stöcke sind nach wie vor sehr gefragt.“ Daneben interessieren sich viele sehbehinderte Menschen für Uhren und Wecker, die vibrieren, sprechen oder taktil und kontrastreich angefertigt sind. Zuletzt gebe es konstante Nachfrage an Kommunikationsgeräten: Hörbuchspieler, aber auch Festnetz und Mobiltelefone.

Mit der Neugestaltung der Ausstellung verfolgte man noch einen zusätzlichen Zweck: Sie soll Firmen und Anbieter „im traditionellen Markt“ sensibilisieren. Sie soll am praktischen Beispiel aufzeigen, wie beispielsweise Einzelhändler ihre Produkte präsentieren können, wie sie blinden und sehbehinderten Kundinnen und Kunden entgegenkommen können. Viele ältere Menschen würden von einer sehbehindertengerechten Präsentation als positiver Nebeneffekt auch profitieren. Stephan Mörker ist überzeugt vom neuen Ausstellungskonzept: „Wir wollen ein Vorbild in Sachen Beleuchtung und Kontrast sein. Dafür ist die ganze Ausstellung klar und sachlich aufgebaut und eingerichtet.“