Ein Modell zur Bewältigung von Sehbehinderung im Alter entwickeln

Von Stefan Spring

Für viele im Alter ein Härtetest: Sehbehinderung. Bild: SZB

Für viele im Alter ein Härtetest: Sehbehinderung.
Bild: SZB

In einer ersten Studie hat der SZB aufgezeigt, dass eine Sehbehinderung, die erst im Alter auftritt, nicht selten vorkommt und umso mehr eine grosse und neue Herausforderung darstellt. Je nach Altersgruppe müssen zehn, 20 oder gar über 40 Prozent der älteren Menschen Antworten finden und damit zurechtkommen. Und mit Ihnen auch eine grosse Anzahl ihrer Angehörigen.

Der SZB wird diese Fragen mit der neuen Studie COVIAGE (Coping Visual Impairment in old age) bis Ende 2016 weiter vertiefen. Der Namen will die mehrsprachige Durchführung unterstreichen, denn die Universität Zürich und die Fachhochschule Westschweiz spannen für dieses Vorhaben zusammen. Das Ziel ist es, für die Beratungsorganisationen und für die Selbsthilfe der Schweiz ein wissenschaftlich fundiertes Modell zur Bewältigung von Sehbehinderung im Alter zu erarbeiten. Weiter sollen Grundlagen für die Interessensvertretung im Rahmen der neuen Alterspolitik entstehen. Eine breit abgestützte Expertengruppe und die Befragung von voraussichtlich 1‘000 älteren Menschen in der Schweiz bilden die Grundlage der Arbeit. Erfreulicherweise hat der Schweizerische Blindenbund entschieden, das SZB-Projekt finanziell zu unterstützen.

Nähere Informationen sind bei Stefan Spring, SZB Forschungsbeauftragter erhältlich.

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SZB-Homepage im neuen Design

Von Norbert Schmuck

tactuel_04_2015_Aus-dem-SZB_HomepageSeit kurzem präsentiert sich die Homepage des SZB www.szblind.ch in einem neuen Layout. Ihre Vorgängerin war etwas in die Jahre gekommen. Wer die Homepage besucht, merkt schnell, dass sich einiges verändert hat: Sie erscheint in freundlichen Farben, mit mehr Bildern und ist vor allem anders gegliedert.

Der Zugang erfolgt nun nicht mehr über die einzelnen Ressorts wie früher, sondern über die verschiedenen Zielgruppen, die der SZB ansprechen will. Ebenso haben wir versucht, Inhalte und Themen zu bündeln, damit sie nicht mehr auf verschiedenen Unterseiten verstreut sind, was die Suche erschwert hatte. So finden die Nutzerinnen und Nutzer der neuen Homepage nun sowohl Fragen und Antworten zu Blindheit oder Taubblindheit, das Informationsmaterial des SZB oder die Fachzeitschrift „tactuel“ zusammengefasst in der „Infothek. Sowohl betroffenen Personen wie auch die Fachpersonen finden „ihre“ Themen auf Übersichtsseiten zusammengefasst. Anschliessend können sie von dort zu den Rubriken weiterklicken, die sie interessieren. Sämtliche wichtigen Adressen sind nun unter „Kontakte“ zusammengestellt.

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Bei eingeschränkter Sehfähigkeit gut helfen: Low Vision-Kampagne ist auf gutem Kurs

von Ann-Katrin Gässlein

Im Frühjahr dieses Jahres startete die Kampagne „Schlecht sehen? Und doch gut leben!“ Was als Massnahme angedacht war, die Low Vision-Beratung in der Schweiz bekannter zu machen, ist darüber hinaus eine Plattform geworden, um Sehbeeinträchtigung im Alter von verschiedenen Seiten zu beleuchten und Hilfestellungen anzubieten.

Schlechtes Sehen ist kein Einzelfall. Vor allem nicht, wenn man langsam in die Jahre kommt, ins „vierte Alter“, wie dieser Lebensabschnitt in der Soziologie bezeichnet wird. Menschen über 75 Jahre sind sehr häufig von Sehproblemen betroffen. Und leider auch häufig in der Situation, dass der Augenarzt oder die Augenärztin nicht mehr weiterwissen. Die altersbedingte Makuladegeneration ist dabei nur eine Krankheit, deren Verlauf man nur verzögern, nicht aber stoppen oder gar heilen könnte. Für viele ältere Menschen heisst dies, dass sie sich mit schlechtem Sehen im Alter arrangieren müssen.

Low Vision-Spezialisten und -Spezialistinnen wissen aus ihrer Erfahrung, dass man in den meisten Fällen die Wahrnehmung verbessern kann, auch wenn medizinischen Massnahmen bei den Sehproblemen nicht mehr greifen. Und sie wissen, dass einzelne Hilfsmittel allein kaum etwas bringen. Sondern dass eine gute Rehabilitation professionelle Beratung und Training benötigt. Diese Botschaft galt es, bekannt zu machen, insbesondere bei Augenärztinnen und -ärzten, bei den Angehörigen von Betroffenen und bei Fachpersonen in Alterseinrichtungen.

Die Kampagne „Schlecht sehen? Und doch gut leben“, mittlerweile unterstützt vom Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverband SBV, dem Schweizerischen Blindenbund SBb und der Leenards-Stiftung, startete im März 2015: Die Website schlechtsehen-gutleben.ch mit Erfahrungsberichten, Fachbeiträgen, Tipps und Tricks für bessere Wahrnehmung im Alter und Hinweise auf die Beratungsstellen der Schweiz ging online. Die Broschüre „Schlecht sehen? Und doch gut leben!“, die sich insbesondere an die Angehörigen von betroffenen Menschen richtet, wurde zusammen mit einer Sonderausgabe der Fachzeitschrift tactuel an alle Mitglieder der Schweizerischen Ophtalmologischen Gesellschaft SOG geschickt. Dieser Zusammenschluss der Schweizer Augenärzte und -ärztinnen umfasstüber 1000 Mitglieder. Weiter erhielten mehrere Verbände der Schweizer Optiker und Optikerinnen sowie spezialisierten Orthoptistinnen und Orthoptisten ein Anschreiben mit der Broschüre. Im Juni gingen Medienmitteilungen an die Publikums- und Fachpresse der Schweiz. Bis im November 2015 erschienen 22 Artikel zu diesem Thema. Im August referierte Dr. Stephan Michels, Leitender Arzt und Stellvertretender Chefarzt an der Augenklinik des Stadtspitals Triemli in Zürich, zum Thema auf der Jahrestagung der SOG in Fribourg, begleitet von Dr. Felix Furger, der als stark sehbehinderter Mediziner interessante Sichtweisen einbrachte.

Die Bilanz der Kampagne nach einem knappen Jahr sieht also recht erfreulich aus. „Schlecht sehen? Und doch gut leben!“ wird auch im 2016 beim SZB Priorität haben. Verschiedene Massnahmen sind geplant, um die Vorteile einer Low Vision-Rehabilitation bei verschiedenen Zielgruppen noch breiter bekannt zu machen.