Filmdreh in „Deafblindtime“

Verhaltenstipps, wie man blinden und sehbehinderten Menschen begegnen soll, gibt es viele. Doch im Umgang mit Menschen mit Hörsehbehinderung oder Taubblindheit gelten zum Teil ganz eigene Regeln. „So bin ich dabei“ heisst das Programm, das ein neues handliches Taschenbüchlein, ein Poster und Videoclips beinhaltet. Es zeigt, was im Umgang mit hörsehbehinderten und taubblinden Menschen speziell zu beachten ist.

Von Norbert Schmuck

Ein Kameramann ist mit hörsehbehinderten Darstellern und Begleitpersonen im Gespräch. Bild: zVg

Vor der Filmkamera brauchte es „Deafblind time“ Bild: zVg

Im Januar dieses Jahres wurden im Zentrum des SZB in Lenzburg Videoclips gedreht. Sie zeigen, was im Umgang mit hörsehbehinderten und taubblinden Menschen besonders zu beachten ist. Die grösste Herausforderung beim Dreh der einzelnen Szenen war die Kommunikation unter den beteiligen Personen. Der erste Drehtag mit einem schwerhörigen und sehbehinderten Klienten der Beratungsstelle und seiner sehenden Begleitperson erwies sich als unkompliziert. Seinen Hörgeräten sei Dank!

Am zweiten Drehtag wurde dann den Beteiligten schnell klar, was „Deafblindtime“ konkret bedeutet. Rasch eine Szene besprechen, kurz eine Regieanweisung zurufen – das alles ging nicht mehr. Die gehörlose und sehbehinderte Klientin und die ebenfalls gehörlose freiwillige Mitarbeiterin, die sie begleitete, hörten das schlicht nicht. Zudem waren die beiden Projektleitenden, Tina Aeschbach und Beat Marchetti vom Kompetenzzentrum erworbene Taubblindheit des SZB ebenfalls betroffen: Sie ist schwerhörig, er ist Usher-Betroffener.

Schon das kurz und bündig gerufene „Kamera läuft“ am ersten Drehtag funktionierte am Tag darauf nicht mehr. Es wurde zum „Einmal Klopfen auf die Schulter“. Kommuniziert wurde jetzt vor allem mittels Gebärdensprache, beziehungsweise taktiler Gebärdensprache. Die Gebärdendolmetscherin, die ebenfalls anwesend war, hatte im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun. Es war nun gar nicht so einfach, den betroffenen Schauspielerinnen zu erklären, wie der Drehort aussah und wie die Szene ablaufen soll. Vor allem benötigte alles viel mehr Zeit – „Deafblindtime“. Umso eindrücklicher war die Ernsthaftigkeit der Darstellerinnen und Darsteller, und auch ihr ansteckender Humor, wenn einmal etwas nicht so funktionierte wie geplant. Und es zeigte sich, dass sie durch die eigene Betroffenheit die eigentlichen „wahren“ Profis waren.

Materialien zu „So bin ich dabei“

Taschenbüchlein und Poster für die Verhaltenstipps von „So bin ich dabei“ sind bereits gedruckt und können beim SZB bezogen werden. Ende März 2016 werden auch die dazugehörenden Videoclips fertig und dann in deutscher, französischer und italienischer Sprache erhältlich sein, zusätzlich untertitelt sowie mit einer Übersetzung in Gebärdensprache.

Das neue Informationsmaterial soll aufzeigen, wie man trotz erschwerter Bedingungen mit hörsehbehinderten und taubblinden Menschen in Kontakt treten und mit ihnen kommunizieren kann, wie man sie sicher führt und begleitet und ihnen situationsgerecht Informationen zugänglich macht.

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Materialien für Sehbehinderung und Arbeitsmarkt

Ansicht einer Karte aus dem Infoset „Gut im Job – So sehe ich, so arbeite ich  Bild: SZB

Karte aus dem Infoset „Gut im Job – So sehe ich, so arbeite ich“ Bild: SZB

Aufgrund der Ergebnisse der Studie zum Arbeitsleben von Menschen mit Sehbehinderung (SAMS-Studie) hat der SZB gehandelt und Informationsmaterial erarbeitet:

Die Broschüre „Gut im Job“ zeichnet acht Erfolgsfaktoren nach, um einen Arbeitsplatz möglichst lange zu erhalten und ist ein Ratgeber für betroffene Menschen.

Das Info-Set „Gut im Job – So sehe ich, so arbeite ich“ ist eine Kartonbox und enthält Material für die Information und Sensibilisierung von Arbeitgebern und Kolleginnen und Kollegen (Infokarten, Simulationsbrillen, DVD „Zwischen Sehen und Nichtsehen“ etc.).

www.compasso.ch – ein Informationsportal für Arbeitgeberinnen, Arbeitgeber und Vorgesetzte zu allen Fragen der beruflichen Integration, ab Mitte 2016 speziell aufbereitet mit den Ergebnissen der SAMS-Studie.

Die Broschüren und das Info-Set haben die Beratungs- und Rehabilitationsstellen des Sehbehindertenwesens bereits erhalten. Sie können beim SZB bestellt werden unter www.szblind.chà Infothek à Info- und Simulationsmaterial.