Ein Blick in die Geschichte

Intrige und Spionage sind nicht erst seit Edward Snowden ein Thema: Hilary Mantels gefeierte historische Romane beleuchten die Intrigen am Hof Henrys Vlll. Von ihrer geplanten Thomas Cromwell Trilogie sind bisher die ersten zwei Bände erschienen, „Wölfe“ und „Falken“. In beiden zeigt sie detailgenau eine Welt im Umbruch vom Mittelalter zur Neuzeit. Dank der äusserst differenzierten Darstellung des Machtmenschen Cromwell, seines Aufstiegs und seines unausweichlichen Falls, werden die Leser zu Augenzeugen einer weit zurückliegenden Epoche – verschieden von der unseren, in den grundlegenden Aspekten dennoch sehr ähnlich.

Hillary Mantel: Wölfe. Köln: DuMont, 2010. SBS-Ausleihe: DS 23756

Hillary Mantel: Falken. Köln: DuMont, 2013. SBS-Ausleihe: DS 25889

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Zum Geldmachen verdammt

David Mitchells neuer Roman „Die tausend Herbste des Jacob de Zoet“ ist um einiges einfacher zu lesen als sein viel gerühmter, komplexer „Wolkenatlas“. Die farbenprächtige Geschichte beginnt im Holland des ausgehenden 18. Jahrhunderts. De Zoet muss, um seine Geliebte heiraten zu können, ein Vermögen erwirtschaften. Dafür reist er nach Japan und landet auf Dejima, einer künstlichen Insel vor Nagasaki. Die Japaner haben sie aufgeschüttet, damit fremde Kaufleute und Abenteurer sich nicht im Rest des Landes breitmachen. Ein winziges Ghetto also, in dem Verrat und Intrige aufs Beste gedeihen.

David Mitchell: Die tausend Herbste des Jacob de Zoet. Reinbek: Rowohlt, 2012. SBS-Ausleihe: DS 25085. Verkauf: DY14102, CHF  31.90

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Geheimnis eines kalten Kriegers

Der Kalte Krieg ist auch schon eine Weile her und doch bleiben einige Rätsel jener Zeit ungeklärt. Zum Beispiel, wie der britische Geheimdienst von Sowjet-Agenten unterwandert werden konnte. Harold Adrian Philby war so ein KGB-Agent. Er machte im MI6 Karriere und flog erst Mitte der 60er Jahre auf. Er flüchtete in die UdSSR, wo er 1988 starb. Wie es aber scheint, wussten die Briten über Philbys Spionagetätigkeit für den Gegner schon vorher Bescheid. Robert Littell zeichnet den Werdegang des Doppelagenten minuziös nach und löst Philbys Rätsel auf fiktive Weise.

Robert Littell: Philby. Zürich: Arche, 2012. SBS-Ausleihe: DS 25326. Verkauf: DY14306, CHF 29.90

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Ein „Führer“ in Israel (Braille-Tipp)

Xavier Radeks Grossvater war KZ-Aufseher, ein pflichtbewusster Handwerker des Todes. Der Enkel beschliesst daher, zum „Tröster der Juden“ zu werden. Er konvertiert zum Judentum, verliebt sich in den Sohn eines Rabbiners und macht sich mit diesem daran, Hitlers „Mein Kampf“ ins Jiddische zu übersetzen. Damit beginnt eine aberwitzige Parallelschaltung zum Lebenslauf des „Führers“. Xavier verliert bei seiner Beschneidung einen Hoden, den er fortan „ König David“ nennt und immer mit sich trägt, bis nach Israel, wo er politisch Karriere macht und schliesslich der ganzen Welt mit atomarer Rache droht. Klingt verrückt? Ist es! Wer ein beschauliches Buch lesen möchte, sollte die Finger vom Arnon Grunbergs „jüdischem Messias“ lassen. Wer aber Spass hat an irrsinnigem, bisweilen geschmacklosem Slapstick, der greife zu.

Arnon Grunberg: Der jüdische Messias. Zürich: Diogenes, 2013 – SBS-Ausleihe: BG 21915 – Verkauf: PS13173 – Preis: CHF 37.90