von Valentin Arens, SBS Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte


Sterben – Lieben – Spielen – Leben

Sterben, Lieben, Spielen, Leben_Karl Ove KnausgardEine „protestantische Scham“ ist der erklärte Beweggrund des Norwegers Karl Ove Knausgård für das Projekt „Min Kamp“, in dem er während drei Jahren täglich über sein Leben, das seiner Familie und seiner Freunde schrieb und zwar in radikal ehrlicher Weise. „Mein Kampf“ ist schliesslich auf sechs Bände angewachsen. In Deutsch sind bisher erst vier Bände erschienen: Sterben, Lieben, Spielen und Leben. Der Erfolg dieser Autobiografie ist gewaltig, niemand rechnete damit, dass die private Geschichte eines mittelständischen Normalbürgers ein solches weltweites Echo finden würde. Die frustrierende Anhäufung des Banalen wird hier verhandelt, der alltägliche Stumpfsinn eines Familienmenschen.
Dass  Knausgårds fast alle in seiner Geschichte Beteiligten beim wirklichen Namen nennt, macht es für diese im Nachhinein oft schwer. Viele Verwandte und Freunde mussten ob seiner Indiskretionen sehr leiden. Einige verklagten ihn. Dennoch macht die Lektüre dieser kompromisslosen Bücher Millionen von Lesern auf der ganzen Welt verrückt.
„Min Kamp“ ist literarisch explizit wenig anspruchsvoll. Die Bücher lesen sich ausnehmend leicht, trotz ihres grossen Umfangs. Weder stilistische Virtuosität noch raffinierte Dramaturgie sind hier zu bewundern. Bewundernswert aber ist die Wahrhaftigkeit, mit der sich Knausgård seinem eigenen Leben stellt, seine Kampfbereitschaft.

Hörbücher:
Karl Ove Knausgård: Sterben. München: Luchterhand, 2011. Ausleihe: DS 20790
Karl Ove Knausgård: Lieben. München: Luchterhand, 2012. Ausleihe: DS 26655
Karl Ove Knausgård: Spielen. München: Luchterhand, 2013. Ausleihe: DS 27812
Karl Ove Knausgård: Leben. München: Luchterhand, 2014. Ausleihe: DS 28441


Der blinde Reiter (Braille-Tipp)

Buchcover "Der Blinde Reiter"Der spanische Schriftsteller Juan Goytisolo erhält den diesjährigen Cervantes-Preis, der als die wichtigste literarische Auszeichnung in der spanischsprachigen Welt gilt. Der 1931 in Barcelona geborene Goytisolo wurde in den vergangenen Jahren auch häufig als Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt. „Der blinde Reiter“ ist sein letzter Roman. Ausgelöst durch den Tod seiner Frau gerät ein alter Mann in eine Krise, in der sich Todesphantasien mit biografischen Erinnerungen aus der Franco-Zeit bis zur Gegenwart mischen. „Der blinde Reiter“ ist auch die radikale Bilanz eines Schriftstellerlebens.

Juan Goytisolo: Der blinde Reiter. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2006. Ausleihe: BG 22989