Drei jüdische Autoren, vier Bücher

von Valentin Arens

Alle Romane Philip Roths wurden ins Deutsche übersetzt, sogar „The Great American Novel“. Im Original bereits 1973 erschienen, galt das Buch lange als unübersetzbar, denn es geht darin um Baseball, und wen interessiert das schon in Europa? Knapp 30 Jahre später zeigte sich auch auf Deutsch, dass der Roman zur Hauptsache von der Literatur handelt. Der Titel deutet es bereits an: „The Great American Novel“ – Der grosse amerikanische Roman. Kein Geringerer als Ernest Hemingway steht Pate, und Nathaniel Hawthorne, Mark Twain sowie Herman Melville werden in die hanebüchene Geschichte um das schlechteste Baseball-Team der Welt eingewoben.

  • Roth, Philip. The Great American Novel. München [u.a.]: Hanser, 2000. SBS-Ausleihe: DS 22433

Der berühmte und aidskranke Philosophieprofessor Ravelstein beauftragt einen älteren Freund, den Schriftsteller Chick, seine, Ravelsteins, Lebensgeschichte aufzuzeichnen. Das Aufeinandertreffen dieser zwei erfolgreichen Einzelgänger ist ein Feuerwerk an Geistesblitzen. Das Vexierspiel zwischen Roman, Biografie und Autobiografie findet inhaltlich seine Entsprechung im witzigen und geistreichen Gedankenaustausch der beiden Intellektuellen. Im Bewusstsein des nahen Todes schwebt über allem aber auch immer eine leise Melancholie.

  • Bellow, Saul. Ravelstein. Kiepenheuer und Witsch. Köln, 2000. SBS-Ausleihe: DS 22307

Aus Deutschland kommt ein Schelmenroman mit Fortsetzung: „Die Teilacher“ und „Machloikes“ von Michel Bergmann. Der Journalist und Filmemacher wurde 1945 in Basel als Kind internierter jüdischer Flüchtlinge geboren. Seine Jugend verbrachte er in Frankfurt. Dort trafen kurz nach dem Krieg auch die Romanfiguren David Bermann, Jossel Fajnbrot, Emil Verständig und andere Juden ein. Zurück „ins Land der Mörder – um sicher zu sein“, oft aus den Lagern, oft als einzig Überlebende ihrer Familien. Sie arbeiteten als Teilacher, als Hausierer, verkauften den grimmigen Deutschen Weisswäsche und verdienten daran nicht schlecht, auch dank deren schlechtem Gewissen. Die anrührend lakonische Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten.

  • Bergmann, Michel. Die Teilacher. Arche-Verlag. Zürich u.a., 2011. SBS-Ausleihe: DS 22584.
  • Bergmann, Michel. Machloikes, Arche-Verlag. Zürich u.a., 2012. SBS-Ausleihe: DS 22974.

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Nichts als die Welt

Allein der Titel „Nichts als die Welt“ klingt nicht gerade bescheiden. 154 Autoren, 164 Texte und Textauszüge, 2866 Seiten in Braille, um 680 Schwarzschrift-Seiten im Doppelspalten-Layout zu übertragen. Die versammelten „Reportagen und Augenzeugenberichte“ sind chronologisch gereiht, inhaltlich aber folgen sie keiner eindeutigen Linie. Der Bogen ist weit gefasst: von Herodots Bericht über die Ägypter von 450 v. Chr. bis zu Hans Magnus Enzensberger oder Karl-Markus Gauss, deren Artikel das Jahr 2000 markieren. „Nichts als die Welt“ ist ein Buch, das man nicht nur lesen, sondern haben muss.

Brunold, Georg (Hrsg.), Nichts als die Welt. Reportagen und Augenzeugenberichte aus 2500 Jahren, Berlin: Galiani, 2009. SBS-Ausleihe : BG 21921

Verkauf: PS11557, CHF 143.-

Die SBS Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte in Zürich verleiht Hörbücher, Bücher und Musikalien in Blindenschrift, Grossdruckbücher, Hörfilme und tastbare Spiele an blinde und sehbehinderte Menschen. Weitere Informationen: www.sbs.ch