Ein kurzer Nachruf auf Günter Grass

von Valentin Arens, SBS Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte

Cover Die Blechtrommel„Die Blechtrommel“ mit ihrem aufmüpfigen Zwerg Oskar Matzerath begründete Günter Grass‘ Weltruhm. Zusammen mit „Katz und Maus“ und den „Hundejahren“ bildet sie die „Danziger Trilogie“, das sprachgewaltige Zentrum im Schaffen des Autors. Geboren wurde Günter Grass 1927 in Danzig. Das kaschubische Hinterland war Hintergrund seiner Erzählungen. Geschrieben gegen das Verdrängen der Geschichte, lösten die Bücher einen politischen Skandal aus. Sie galten als „blasphemisch“, „jugendgefährdend“. „Die Blechtrommel“ aber war laut und wurde überall vernommen. Mit ihr gewann die deutsche Literatur international wieder an Ansehen. Als „Wiedergeburt des deutschen Romans im 20. Jahrhundert“ würdigte die schwedische Akademie Grass‘ Erstling anlässlich der Nobelpreisverleihung.

Seit der „Blechtrommel“ wurde über kein Buch von Günter Grass mehr diskutiert als über seine 2006 erschienene Autobiographie „Beim Häuten der Zwiebel“. Darin erzählt er in erster Linie von seiner Kindheit und Jugend und wie er schliesslich zur „Blechtrommel“ fand. Dabei erwähnt er auch wie er als 17jähriger Mitglied bei der Waffen-SS wurde. Vor Cover Beim Häuten der Zwiebelallem diese Passagen stiessen auf laute Kritik. Sogar von der Rückgabe des Nobelpreises war nun die Rede.

„Grimms Wörter“ ist das letzte Buch von Günter Grass. Die biografische Erkundung der Gebrüder Grimm und ihrem Scheitern, ein Wörterbuch der deutschen Sprache zu erstellen, ist „eine Liebeserklärung“ an eben diese deutsche Sprache.

  • Die Blechtrommel. Göttingen: Steidl, 1997. DS 18026
  • Katz und Maus. Berlin: Verlag Volk und Welt, 1984. DS 3332
  • Hundejahre. Neuwied: Luchterhand, 1963. DS 3732
  • Beim Häuten der Zwiebel. Göttingen: Steidl, 2006. DS 7799
  • Grimms Wörter: Eine Liebeserklärung. Göttingen: Steidl, 2010. DS 19121

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Eine Handvoll Staub (Braille-Tipp)

Cover Eine Handvoll StaubEvelyn Waugh sarkastischer Oberschichtsroman „Eine Handvoll Staub“ erschien erstmals 1934 und wurde 2014 vom Diogenes Verlag in einer Neuübersetzung herausgebracht. Autobiografisches floss in die bitterböse Geschichte ein: Die Untreue seiner Frau Brenda bringt Tony Last soweit, seinen Landsitz in England aufzugeben und zu einer Reise in den brasilianischen Dschungel aufzubrechen. Dort verirrt er sich jedoch und wird im letzten Moment von einem Einsiedler gerettet. Als Preis muss er nun seinem Retter jeden Tag Charles Dickens vorlesen.

Evelyn Waugh: Eine Handvoll Staub. Zürich: Diogenes, 2014. BG 23494

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