Eine Studie untersucht das Arbeitsleben von Menschen mit Sehbehinderung

Die SZBLIND-Studie zum Arbeitsleben von Menschen mit Sehbehinderung SAMS steht vor dem Abschluss. Sie basiert auf dem Modell, dass das Berufsleben aus wechselhaften Phasen besteht, die unterschiedlich gut bewältigt werden.

Von Stefan Spring, Forschungsbeauftragter SZBLIND

Auf dem Bild sieht man eine Lehrerin vor der Wandtafel und Kinder, die sich melden.  Bild: racorn / shutterstock.com

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„Was machst du beruflich?“ – Diese Frage hören erwachsene Menschen ständig. Es ist vielleicht sogar die am häufigsten gestellte Frage. Die Berufsbezeichnung, der Name des Arbeitgebers oder der Verweis auf Haushaltsführung und Kindererziehung gibt Identität. Arbeit bestimmt unser Leben und zu einem grossen Teil auch den Wert, den wir uns beimessen.

Wie steht es dann um die berufliche Integration von Menschen mit Sehbehinderung? Unter der Bezeichnung „SAMS – Studie zum Arbeitsleben von Menschen mit Sehbehinderung“ hat der SZBLIND diese Untersuchung zusammen mit dem Blindenbund, dem SBV, der „Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften“ zhaw und der „Haute école de travail social et de la santé“ HES aus Lausanne von 2013 bis 2015 durchgeführt. Hauptziel der Untersuchung war, förderliche und hinderliche Faktoren für das Arbeitsleben von Menschen mit Sehbehinderung auszumachen. Das Augenmerk der Studie lag dabei auf der entlöhnten Arbeit im ersten Arbeitsmarkt. Nebst den genannten Organisationen haben sich das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung der Menschen mit Behinderungen EBGB, die Sehbehindertenhilfe Basel und das Migros Kulturprozent an der Finanzierung beteiligt.

Unstetes Arbeitsleben
Unabhängig von einer Sehbehinderung durchläuft jedes Berufsleben verschiedene Phasen: Prägend ist die erste Stelle nach der Ausbildung. Dann folgen verschiedene Erfahrungen: Weiterbildungen, weitere Anstellungen im gelernten Beruf, vielleicht auch ein Stellenwechsel oder Arbeitslosigkeit. Die Firma kann in einer Krise umstrukturiert, verkleinert oder gar geschlossen werden. Eine neue Technik kann die Anforderung am Arbeitsplatz verändern. Dann stellt sich die Frage: Bin ich für die Firma noch wertvoll? Auf den Verlust einer Arbeitsstelle folgen in der Regel neue Bewerbungen, Umschulungen, nochmalige Stellensuche und –wechsel, bis zur Pensionierung. Für ein erfolgreiches Berufsleben ist es entscheidend, wie man diese Phasen voraussieht, erkennt, vorbereitet und bewältigt.

Herausforderungen durch die Sehbehinderung
Menschen mit Sehbehinderungen erleben zusätzliche Herausforderungen und Veränderungen. Ihr Sehvermögen kann mit den Jahren zurückgehen. Bleiben sie genügend leistungsfähig, machen sie zu viele Fehler? Müssen sie zusätzliche Energien investieren, um ihre Schwächen zu kompensieren? Führt dies zu Kopfschmerzen, Überzeiten und Erschöpfung? Können sie ihre Aufgaben mit einer neuen Technik weiterhin erfüllen oder verlieren sie ihre Stelle, unabhängig von der Sehfähigkeit?

Wer seine Arbeit nicht mehr erfüllen kann oder die Erfahrung macht, nicht mehr gebraucht zu sein, gerät oft in eine schwierige persönliche und familiäre Situation. Zumindest für Menschen mit Sehbehinderung können wir einiges tun, um solche Krisen möglichst zu verhindern. SAMS wird einerseits Grundlageninformationen zur heutigen beruflichen Situation von Menschen mit Sehbehinderung vermitteln und andererseits Faktoren für Erfolg oder Misserfolg für den Erhalt einer Arbeitsstelle aus der Datenmenge ziehen.

Am 10. Dezember werden die Resultate anlässlich einer nationalen, zweisprachigen Tagung in Olten vorgestellt. Anmeldungen für die Tagung nimmt der SZBLIND unter 071 223 36 36 entgegen (Kosten Fr. 250).