«Hey Meta, was siehst du?» – Smarte Brille im Alltagstest

Mit einer intelligenten Sonnenbrille auf Orientierungskurs: Der blinde Technikfan und Gründer der Apfelschule Urs Kaiser testet, wie ihn die Ray-Ban Meta Smart Glasses per Kamera und Videocall durch die Stadt lotsen. tactuel hat mit ihm über diese Erfahrung gesprochen.

Von Michel Bossart, Redaktion tactuel

Urs Kaiser ist blind – und technikbegeistert. Als Dank für seine Tipps auf der Website der Apfelschule erhielt er kürzlich Ray-Ban Meta Smart Glasses zum Probieren. Was als Überraschung begann, wurde zum spannenden Selbstversuch: Kann man sich mit einer Kamera in der Brille von einer sehenden Person navigieren lassen?
Kaiser testet das Modell «Skyler Meta» auf einem Spaziergang durch Solothurn. Am «anderen Ende» sitzt sein Bruder in seiner Stube im Kanton Aargau. Über einen Whatsapp-Videocall nimmt sein Bruder am PC wahr, was die Brille «sieht», und lotst Urs Kaiser durch die Fussgängerzone – vorbei an Containern, Pflanzentrögen, Werbetafeln und direkt zur gesuchten Ladentür.
Urs Kaiser sagt: «Die Sonnenbrille wirkt sportlich, nicht technisch. Erst bei genauem Hinsehen erkennt man die Kamera und die LED, die bei Aufnahmen blinkt.» Das übermittelte Bild sei gut, der Ton klar gewesen. «… und ich konnte die Kamera mit meinen Kopf ganz natürlich steuern, statt das Handy vor mir her zu schwenken», berichtet Kaiser. Auch beim Telefonieren, Musik hören oder dem Aufnehmen von Sprachnachrichten bewährt sich die Brille. Die Steuerung funktioniert per Touch oder Sprachbefehl, bislang allerdings nur in Englisch, Französisch oder Italienisch und noch nicht auf Deutsch (Einführung ist noch für 2025 angekündigt).
Hingegen ist die hilfreiche App «Be My Eyes», über die man sehende Assistenz «rufen» kann, nun auch auf der Brille verfügbar. Somit ist Urs Kaiser für die Video-Unterstützung fortan nicht mehr auf die Hilfe seines Bruders angewiesen.
Eine gewisse Einschränkung ist die Kapazität des Akkus. Diese ist auf drei Stunden Videoübertragung limitiert. Zudem ist eine stabile Internetverbindung Voraussetzung.
Trotzdem sieht Kaiser grosses Potenzial – vor allem, wenn sich die Brille künftig mit intelligenten Bilderkennungsdiensten kombinieren lässt. «Gerade bei Orientierung und Mobilität kann uns solche Technologie viel bringen.»
Hinweis: Die Ray-Ban Meta Smart Glasses kosten je nach Modell und Aktion zwischen 300 und 700 Franken. Die Konfiguration via App ist mit VoiceOver gut machbar.