Silvia Föhn und Thomas Troxler gehen mit Leidenschaft ihren handwerklichen Hobbies nach.

Von Nina Hug

Silvia Föhn mit ihrem Bild Seerosen in ihrer WohnungIhre Bilder zeugen von Leidenschaft – seine Holzarbeiten von erstaunlichem Fingerspitzengefühl. Die Passion, die Perfektion und den Gestaltungswillen, den Silvia Föhn in ihre Bilder legt und den Thomas Troxler in seine aus Holz gefertigten Gesellschaftsspiele, Vogelhäuser und Windlichter steckt, ist beeindruckend. Denn auf Grund Ihrer Seh- und Hörbeeinträchtigung müssen beide viel Geduld und Willen aufbringen, um ihrem künstlerischen Schaffen nachgehen zu können.  

„Ich wollte schon immer etwas Gestalterisches machen“, sagt Silvia Föhn bei unserem Gespräch in Einsiedeln. Als sie auf Grund einer zunehmenden Sehbehinderung ihrer Arbeit in einer Cafeteria nicht länger nachgehen konnte, verwirklichte sie sich einen Traum. Sie meldete sich für einen Kurs in der Schule für Gestaltung (Farbmühle) in Luzern an und begann zu malen.

„So richtig in einen gestalterischen Fluss bin ich gekommen, als ich im Atelier des Bildungs- und Begegnungszentrum (BBZ) des Schweizerischen Blinden und Sehbehindertenverbandes in Luzern eine Gruppe Gleichgesinnter fand, die ebenfalls künstlerisch tätig sein wollte, erzählt Silvia Föhn von ihrer intensivsten Schaffensperiode. „Wir alle wollten nicht einfach nur malen, sondern auch unsere Technik weiterentwickeln. So haben wir uns immer wieder neue Lehrer organisiert“, erklärt sie. Weil die Gruppe wirklich schöne Sachen gemacht habe, organisierte Silvia Föhn mit ihren Kolleginnen und Kollegen Ausstellungen, zum Beispiel in Bern, Basel, Luzern, Olten, Zug und Sursee. So habe sie über die Hälfte ihrer Bilder verkaufen können.

Zu ihrer Technik befragt, sagt Silvia Föhn: „Ich habe vieles aus dem Kopf heraus gemalt. Und immer mit leuchtenden Farben.“ Als sich ihr Sehvermögen mit der Zeit weiter verschlechterte, habe sie sich eher plastischen Techniken zugewandt und mit Speckstein, Alabaster und Holz gearbeitet. „Meine letzte Arbeit war eine Holzschnitzarbeit.“

Die Reise nach Luzern ins Atelier sei für sie heute aber zu weit. Ohne Begleitung schaffe sie den Weg nicht mehr. Doch Silvia Föhn bleibt weiter aktiv und hat für sich nun ein altes Hobby wieder entdeckt: „Ich habe früher viel gestrickt und gehäkelt. Jetzt habe ich eine Art dickes Garn gefunden, mit dem ich recht gut stricken kann. Ich mache mir jetzt einen kurzärmligen Sommerpullover“, erzählt Silvia Föhn zufrieden.

Auch Thomas Troxler, gehörlos und mit eingeschränktem Sehvermögen geboren, war schon als Kind künstlerisch und handwerklich begabt. Er machte eine Lehre als Goldschmied und arbeitete 21 Jahre in diesem Beruf. Doch seine Sehbehinderung nahm zu, irgendwann konnte er nicht länger die filigranen Goldschmiedearbeiten machen. Er wechselte in die Korbflechterei des Blindenheims in Horw, wo er bis zur Pensionierung arbeitete.

Seiner Leidenschaft – der Arbeit mit Holz – geht er an einem anderen Ort nach: Dem Atelier des BBZ in Luzern. Hier kann er in der Werkstatt seine Holzarbeiten anfertigen. Er baut Vogelhäuser, Holzbahnen und Windlichter. Alle seine Werke verkauft er auch.

Sein besonderes Augenmerk: Gesellschaftsspiele so anpassen, dass sie sowohl für taubblinde, sehbehinderte als auch für sehende Menschen zusammen zu spielen sind. Denn Thomas Troxler spielt für sein Leben gern Gesellschaftsspiele. Damit er beim Spielen die verschieden Spielsteine unterscheiden kann, nutzt er Erhebungen, Vertiefungen, die Brailleschrift oder Nägel, die er zum Markieren braucht.

Gemeinsam mit seiner Frau kauft er die Materialien für seine aus Holz gefertigten Spielbretter ein. Ohne ihre Hilfe ginge es nicht. Sie sortiert ihm z.B. die unterschiedlich farbigen Hölzer in seiner Werkstatt in die vormarkierten Regale.

Doch wie kann man sägen, bohren, feilen, ohne etwas zu sehen? „Ich habe sehr feinfühlige Finger, mit denen ich genau ertasten kann ob eine Kante nun gerade geschliffen ist, oder nicht. Und ich habe mir viele Schablonen angefertigt. Zudem habe ich noch ein sehr gutes visuelles Vorstellungsvermögen von früher. So weiss ich genau, wie dick und wie tief ein Loch gebohrt werden muss. Für das Bohren selber brauche ich aber die Hilfe meiner Frau“, erklärt Thomas Troxler sein Vorgehen.

Seine Erfindungen und Weiterentwicklung von Spielen für blinde und taubblinde Menschen stossen bei Bekannten auf grosses Interesse. So hat er schon mehrere klappbare Schachbretter und Brändi-Dogs gebaut und verkauft. Eines davon sogar nach Spanien.

Für ihn selber ist das tägliche Sudoku- und Bimaru-Spiel aus dem Blick am Abend und aus 20 Minuten eine wichtige Freizeitbeschäftigung. „Ich hole meinem Mann jeden Morgen und jeden Abend eine der Zeitungen. Dann stelle ich ihm auf seinem Spielbrett aus Holz die Zahlen, wie sie auf den Rätselseiten geschrieben stehen, ein“, sagt Monika Troxler. So könne er dann selbständig spielen wenn sie Fernsehen schaue.

In seiner Werkstatt arbeitet Thomas Troxler weiterhin an neuen und alten Spielen. Immer wieder überlegt er sich, wie er verschiedenste Spiele wohl so gestalten könnte, dass Spielfreudige zusammen spielen können. Egal ob mit oder ohne Hör-und/oder Sehbehinderung.