Am 1. Januar 2022 wird Pierre-Alain Uberti nach einer viermonatigen Einführungsphase Matthias Bütikofer als Geschäftsleiter des SBZLIND ablösen. tactuel hat sich mit dem zukünftigen Gesicht der Organisation unterhalten.

Von Carol Lagrange

Tactuel: Herr Uberti, in ein paar Worten: Wer sind Sie?

Pierre-Alain Uberti: Ich komme aus Lausanne und spreche Deutsch und Französisch. Ich habe an der Universität Lausanne Jura studiert, aber da mir die Rechtswelt nicht zugesagt hat, entschied ich mich schliesslich für einen berufsbegleitenden MBA in Englisch. Zur gleichen Zeit bin ich auch Vater geworden. Nach dem Abschluss meines MBA habe ich zunächst im Personalamt des Kantons Waadt gearbeitet, bevor ich sieben Jahre als Vizekanzler des Kantons Waadt tätig war. Danach wurde ich Vizedirektor des nationalen Branchenverbands der Dienstleistungsanbieter für Menschen mit Behinderung, INSOS Schweiz, sowie Direktor von INSOS Suisse romande. INSOS Schweiz vertritt über 800 Organisationen, deren Angebote von rund 60’000 Menschen mit Behinderung in Anspruch genommen werden. Der Wechsel von meiner langjährigen Tätigkeit mit Führungskräften zu einem professionellen Engagement für die am meisten Benachteiligten war für mich eine echte Offenbarung. Nach acht Jahren bei INSOS Schweiz habe ich mit der Leitung der Höheren Fachschule für Sozialpädagogik in Lausanne dennoch eine neue Herausforderung angenommen. Anfangs 2021 sah ich dann, dass der SBZLIND einen neuen Geschäftsleiter suchte. Ich wusste sofort, dass diese Stelle aufgrund meiner langjährigen Erfahrung bei INSOS Schweiz zu mir passen würde, denn in beiden Positionen ist der Umgang mit verschiedenen Kulturen zentral. Beim SBZLIND sind dies sowohl kulturelle Unterschiede zwischen den verschiedenen Landesteilen, als auch kulturelle Unterschiede zwischen den verschiedenen Organisationen im Bereich der Sehbehinderung. Ich bin ein Netzwerker und als solcher bin ich davon überzeugt, dass es immer besser und auch einfacher ist, sich zusammen für eine Sache einzusetzen und gemeinsam dafür zu kämpfen.

Tactuel: Was hat Sie dazu motiviert, sich für die Stelle als Geschäftsleiter des SBZLIND zu bewerben?

P.-A. Uberti: Der SBZLIND ist ein Verein, der mich schon immer sehr angesprochen hat, denn Sehbehinderung betrifft sehr viele Menschen und es ist ein Bereich, in dem es noch viel zu tun gibt. Ich habe auf der Strasse schon mehrmals erlebt, dass die Leute nicht wissen, wie sie mit Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung umgehen sollen. Und das wirft natürlich die Frage nach der gesellschaftlichen Teilhabe von sehbehinderten Menschen auf. Ich denke, dass ich hier mit meinem Netzwerk und meinem Wissen über die Institutionen einen Beitrag leisten kann. Ausserdem freue ich mich, wieder im Verbandswesen tätig zu sein, in dem man sich für das Leben der Menschen und deren Gleichberechtigung einsetzt. Schliesslich freut es mich auch sehr, erneut für einen Verband zu arbeiten, der auf nationaler Ebene tätig ist.

Tactuel: Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen in ihrer neuen Position?

P.-A. Uberti: Die erste Herausforderung für mich wird darin bestehen, mit den Mitgliedsorganisationen des SBZLIND zusammenzuarbeiten, um uns gemeinsam eine grosse politische Schlagkraft zu verschaffen und weiterhin über finanzielle Legitimität zu verfügen. Da man gemeinsam bekanntlich stärker ist, freue ich mich auch besonders auf die vielfältigen Kontakte, die ich knüpfen werde, um die Anliegen von blinden, sehbehinderten und hörsehbehinderten Menschen zu unterstützen. Auch die Unterstützung von Institutionen wird immer ein zentrales Anliegen bleiben, denn ihre Bemühungen für die gesellschaftliche Integration von Menschen mit Sehbeeinträchtigung sind unverzichtbar. Ich freue mich auf meine neue Rolle und vor allem auch über das in mich gesetzte Vertrauen. Nicht zuletzt freue ich mich auch auf die Arbeit mit einem mehrsprachigen Team, das über die ganze Schweiz verteilt ist, und darauf, den momentanten Teamgeist weiter zu unterstützen.