Hörbuch-Tipp


Sophie Reyer: Die Wilderin
Tirol, um 1900. Rainer Bierbichl wurde erschossen, vorsätzlich. Der Verdacht fällt auf Theres Leitner, von der bekannt ist, dass sie wildert. Inspektor Andreas Schmidt ermittelt, obwohl es eigentlich nichts zu ermitteln gibt: Emil Müller hat beim Toten ein Tuch von Theres gefunden. Und wer unerlaubt auf die Tiere des Grafen schiesst, der vermag auch einen Menschen zu erschiessen, so die Auffassung Vieler im Dorf. Doch Emil und Theres sind sich seit Kindertagen spinnefeind. Das Tuch war schon lange nicht mehr in Theres‘ Besitz. Und Theres ist oft mit dem Bierbichl wildern gegangen. Welchen Grund sollte sie haben, ihn zu erschiessen? Genau wie der Inspektor verfällt auch der Leser der Faszination der Leitnerin. Die grosse, schlanke Frau mit den schönen Augen und dem wilden Haar zieht ihre Mitmenschen in ihren Bann. Umso schwieriger gestalten sich die Ermittlungen im Fall «Bierbichl». Die dörflich-träge und eher im Hintergrund ablaufende Kriminalhandlung ist immer wieder unterbrochen durch die beeindruckende Lebensbeschreibung der Theres Leitner. Wie sie auf der Alm aufwächst, stets mit dem Hunger-Igel im Magen; ihre tiefe Liebe zum Vater, der sie das Schiessen lehrt; die erste Liebe, die in einer Schwangerschaft mündet; der Verlust des Kindes an Diphterie; die grosse Liebe zu ihrem Mann Josef, dem Vater ihrer Kinder, von denen vier nicht überleben. Ihre Figur basiert auf der einzigen bekannten weiblichen Wilderin aus dem Zillertal: Elisabeth Lackner, geboren 1845. Wie Theres lebte sie stets im Ringen um die nächste Mahlzeit für ihre neunköpfige Familie, und auch sie hat deshalb Gämse von der Fensterbank aus geschossen.


Reyer, Sophie: Die Wilderin
Köln: Emons, 2022. Ausleihe: DS 56058


Braille-Tipp


Mirko Beetschen: Das Haus der Architektin
Der Journalist Michael erhält die Gelegenheit, das Wohnhaus der verstorbenen Architektin Marie-Yolande Rabaut zu besuchen und darüber zu schreiben. «Les Espoirs» wurde in den fünfziger Jahren auf einer Moorinsel im Neuenburgersee gebaut und blieb der Öffentlichkeit bisher verschlossen. Doch vom Moment an, in dem Michael die Insel betritt, lässt ihn das Gefühl nicht mehr los, dass er beobachtet wird. Das Gefühl steigert sich ins Masslose, als der Mann, der ihn am Abend wieder mit dem Boot abholen kommen soll, ins Wasser stürzt und ertrinkt. Michael ist ohne Handyempfang auf der Insel gefangen. Die Stimmung wird immer bedrohlicher. Unerwartet landet er in dieser Nacht im auf keinem Plan verzeichneten Kellergeschoss des unheimlichen Gebäudes, trifft jemanden, mit dem er nicht gerechnet hätte, erleidet einen schrecklichen Verlust und schrammt nah am Rand des Wahnsinns vorbei. Horror vom Feinsten – nicht nur für Fans des Genres.


Beetschen, Mirko: Das Haus der Architektin
Basel: Zytglogge, 2023. 3 Bd. 343 S. Ausleihe: BG 39248



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