Am 14. August 2020 ist Dr. André Assimacopoulos, langjähriger Präsident und Ehrenpräsident des SZBLIND, nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Diese Nachricht hat uns traurig und fassungslos gemacht. Der Trauergottesdienst fand am 21. August unter grosser Anteilnahme in Genf statt. Präsident und Geschäftsleiter sowie Mitglieder des Vorstandes des SZBLIND haben an der Feier teilgenommen und der Trauerfamilie ihr tief empfundenes ­Mitgefühl ausgesprochen.

Von Thomas Dietziker, Präsident SZBLIND und Matthias Bütikofer, Geschäftsleiter SZBLIND

Im Jahr 1990 wurde André Assimacopoulos als Vater einer geburtsblinden Tochter in den Ausschuss – damals das leitende Organ des SZBLIND – gewählt. An der Delegiertenversammlung im Jahr 1999 folgte die Wahl zum Präsidenten, dieses Mandat übte er bis zu seinem Rücktritt im Jahr 2013 und der einstimmigen Wahl zum Ehrenpräsidenten aus.
Die 14-jährige Präsidentschaft von André Assimacopoulos war in jeder Hinsicht eine segens­reiche Zeit für den SZBLIND. Unter seiner Führung entwickelte sich der SZBLIND zu einer ausgesprochen dienstleistungsorientierten, partnerschaftlichen Dachorganisation.
In einem ersten Schritt wurden auf Geheiss des neu gewählten Präsidenten die Statuten und das Leitbild erneuert. Damit wurde das Fundament der einer Dachorganisation würdigen Willensbildung der wichtigsten allgemeinen Anliegen, Interessen und Stossrichtungen der Mitgliedorganisationen ausgelegt. Weiter wurde das damals zentrale Anliegen einer paritätischen Partizipation von sehenden und sehbehinderten Menschen in den leitenden Organen des SZBLIND statutarisch verbrieft. Im Bereich der Leistungserbringung folgte eine klar abgestimmte Arbeitsteilung aller Aufgaben zwischen den Mitgliedorganisationen und dem SZBLIND.

Auf diesen, von André Assimacopoulos bewusst eingeleiteten Grundlagen, verbesserte sich die Zusammenarbeit mit den Mitgliedorganisationen in ausserordentlichem Ausmass. Das Terrain war fortan freigelegt, damit die Zusammenführung und Koordination der gesamten Interessensvertretung im Verbund mit den Mitgliedorganisationen effektiver und effizienter gesteuert werden konnte. Neu wurde im SZBLIND weiter eine Forschungsstelle errichtet, um Phänomene der Sehbehinderung expliziter in Erfahrung zu bringen und um entsprechende Handlungsfelder abzuleiten. Die Preispolitik im Hilfsmittelvertrieb wurde nach der fortschrittlichen Maxime ausgerichtet, dass kein Hilfsmittel teurer sein darf als ein analoges Produkt für Sehende. Ausserdem erfolgte eine klare Arbeitsteilung mit den Mitgliedorganisationen: Der SZBLIND nimmt sich der Aufgabe des Hilfsmitteleinkaufs an, während wiederum die Mitgliedorganisationen für den Verkauf in den Regionen zuständig sind. Weiter wurde der Leistungsfächer des Fachbereichs Taubblindheit mit einem Pool von Kommunikationsassistent/-innen für taubblinde Menschen in der ganzen Schweiz erweitert. Während seiner Amtszeit verbesserte sich auch die Wirtschaftlichkeit des SZBLIND deutlich. Das damalige strukturelle Defizit konnte von anfänglichen 1,3 Millionen Franken auf heute null Franken reduziert werden.

André Assimacopoulos wurde von den Menschen, die in den Institutionen des Schweizerischen Blindenwesens tätig sind, hoch geschätzt und respektiert. Diese ausgesprochene Anerkennung führen wir auf seinen stark spürbaren übergreifenden Anspruch an sich selbst und an sein Umfeld zurück, alles zu unternehmen, um die Lebenswelten blinder, sehbehinderter und taubblinder Menschen ständig zu verbessern. Entsprechend war sein Arbeitsethos von einem unermüdlichen, vorwärts gerichteten Engagement geprägt. André Assimacopoulos war ein suchender Geist, der immerfort Menschen zu Debatten nach weitergehenden Lösungen animierte und begeisterte. Uns allen war André Assimacopoulos ein überaus ­loyaler und zugewandter Partner. Mit seiner ­Begeisterungsfähigkeit für die Ideen anderer wie auch durch seine ­subtilen, feinfühligen Einwände bei Meinungsverschiedenheiten, hat er uns alle ­stärker gemacht.

Der Vorstand, die Geschäftsleitung und die Mitarbeitenden des SZBLIND sind unendlich traurig und betroffen vom unerwarteten Hinschied von André Assimacopoulos. Gleichzeitig sind wir dankbar, an seiner Seite über viele Jahre hinweg ein erfolgreiches Kapitel der Geschichte des schweizerischen Blinden- und Taubblinden­wesens geschrieben zu haben.

Wir werden ihn immer in dankbarer Erinnerung behalten, denn wir wiederholen es nochmals: «Er hat uns alle stärker gemacht!»