Vergrösserung und die Qualität des Lesens

In der Low Vision Arbeit hat neben einer guten Beleuchtung sowie der Schärfe des Netzhautbildes insbesondere auch dessen Grösse eine zentrale Bedeutung. Alle diese Aspekte müssen für eine erfolgreiche (Re-)Habilitation sehbehinderter Personen, ob Kinder oder Erwachsene sichergestellt werden.

Eine Person liest vom Blatt des französischen Hubacher-Tests.

Für die Ermittlung der erforderlichen Vergrösserung kann grundsätzlich der SZB Test zum Messen des Vergrösserungsbedarfs zum Einsatz kommen, wobei dieser einfache, funktionale und seit Jahrzehnten beliebte Abklärungstest aus eher kurzen, maximal dreizeiligen Textabschnitten besteht. Bei all jenen Personen, bei denen die visuellen oder auch zentralen Einschränkungen konzentrationsbedingt erst im Verlauf des längeren Lesens auftreten, stösst der normale Vergrösserungsbedarfstest aber an seine Grenzen. Er ist nur eine Momentaufnahme, kein umfassendes Bild der visuellen Leistungsfähigkeit erlaubt.

So erleben wir in unserer Low Vision Tätigkeit Situationen, in denen sich gerade Personen mit einer Einschränkung des Gesichtsfeldes, mit Hemianopsien, parazentralen Skotomen oder einer Hirnverletzung beim Lesen zwar kurzfristig sehr konzentrieren können, die Leseleistung mit der Textlänge jedoch rapide abfällt. Dies hat oft zur Folge, dass die betroffenen Personen hinsichtlich ihres visuellen Vermögens unter Umständen deutlich besser eingeschätzt werden, gegenüber dem, was diese unter alltäglichen Bedingungen wirklich leisten können. Das bedeutet auch, dass diese in der Abklärung eher unauffälligen Personen am Arbeitsplatz rasch überfordert sind.

Der SZB Hubacher Test ist neben sehbehinderten auch für jene Kinder gedacht, die mit Lese- und anderen schulischen Schwierigkeiten konfrontiert sind, resultierend aus einem Akkommodationsdefizit oder anderen okulomotorischen Ursachen. Damit kann dieser spezielle Test auch in der Orthoptik einer augenärztlichen Praxis hilfreiche Informationen bei der Einschätzung der Leseleistung liefern. Er hilft

so beim Entscheid, ob ein Nahzusatz einem Kind eine sinnvolle Unterstützung bieten kann. Mit einem direkten Vergleich, bei dem der Test einmal ohne und einmal mit einem entsprechenden Nahzusatz durchgeführt wird sowie Mithilfe eines Leseprotokolls über die individuelle Lesegeschwindigkeit und der Fehlerrate (unabhängig von der subjektiven Einschätzung des Kindes), wird schnell ersichtlich, ob sich z.B. mit einer Bifokalbrille die gewünschte qualitative Verbesserung beim Lesen oder auch eine weniger schnelle Ermüdbarkeit erreichen lässt.

Und letztlich kann mit dem SZB Hubacher Test bei sehbehinderten Kindern und Erwachsenen die Effektivität der angewendeten Vergrösserung unter Berücksichtigung von Ermüdungserscheinungen überprüft und gegebenenfalls korrigiert werden.

Gestaltung des Hubacher-Tests

Der Hubacher Test besteht aus einem Text, der in neun genau gleich lange Textabschnitte unterteilt ist. Von Abschnitt zu Abschnitt verringert sich die Schriftgrösse. Durch das Messen der Lesezeit pro Abschnitt erhält man recht genaue Hinweise über die Lesefähigkeit in Bezug auf die Schriftgrösse und damit den Vergrösserungsbedarf. Die textliche Basis sind Märchentexte. Der Schwierigkeitsgrad der Texte ist miteinander vergleichbar. Einer Erweiterung um literarische, technische oder andere Texte steht nichts im Wege. Wer dem Test einen neuen Text hinzufügen möchte, nutzt dafür die per CD mitgelieferten PDF-Vorlagen. Zu beachten ist, dass die Anzahl der Wörter pro Leseabschnitt zwischen 58 und 73 Wörtern liegen sollte und vor allem die Anzahl Zeichen pro Abschnitt gleich bleiben muss (minimale Abweichung zwischen 319 und 325 Zeichen).

In der deutschsprachigen Ausgabe stehen drei Sets mitje drei verschiedene Märchen zur Verfügung. Fachpersonen können die Sets bei der Fachstelle Low Vision des SZBLIND beziehen: +41 62 888 28 50, lowvision@szblind.ch

Seit kurzem ist der SZB Hubacher Test nun zusätzlich auch in französischer Sprache erhältlich. Die Adaptierung stellte die aufgrund der oben geschilderten strengen Anforderungen an die Wort- und Zeichenzahl eine grosse Herausforderung dar, die nur durch eine versierte muttersprachliche Person zu bewerkstelligen war. Wenn FachkollegInnen aus der Romandie eigene Texte  entsprechend der vorgängig erwähnten strengen Kriterien – in französischer Sprache erstellen, ist die SZB Fachstelle Low Vision gerne bereit, diese in das Sortiment zu übernehmen.

Beide Sprachversionen beinhalten jeweils eine CD, auf der eine Einführung, die Anleitung zur Durchführung, das Protokoll zum Ausdrucken sowie leere Formatvorlagen zum Erstellen eigener Texte gespeichert sind. Dabei handelt es sich um beschreibbare PDF-Vorlagen, die jeweils die vorgesehene Schriftart, die jeweilige Schriftgrösse und die Kontrastart wiedergeben.

Alle gedruckten Texte beider Sprachversionen liegen sowohl im hohen Kontrast, im reduzierten Kontrast (0.5) sowie im Negativkontrast bei.