Vielversprechende Technologie für Untertitel für hörsehbehinderte Menschen

Wie kann ein Mensch mit Hörsehbehinderung einer Fernsehsendung folgen? Für die ca. 200’000 älteren hörsehbehinderten Menschen in der Schweiz ist das keine graue Theorie. Eine Lösung dieses Problems, auf die vor allem gehörlose und hörbehinderte Menschen vertrauen, ist die Untertitelung von Sendungen.

Von Nicolas Baertschi

Das Lesen von Untertiteln kann man sich einmal erleichtern, indem man näher an das Fernsehgerät heranrückt, das Bild, die Helligkeit etc. und die Umgebungsbeleuchtung anpasst oder die Fernbedienung nutzt. Allerdings sind diese Massnahmen für Menschen mit einer doppelter Sinnesbehinderung oft nicht ausreichend.

Gemäss einer Befragung von zehn Klienten und Klientinnen des SZBLIND ist es für hörsehbehinderte Menschen immer noch schwierig, einer Fernsehsendung durch das Lesen der Untertitel zu folgen. Hauptsächliche Schwierigkeit ist das hohe Tempo, mit dem die Untertitel ein- und ausgeblendet werden. Knapp die Hälfte der Befragten sagte, dass die Untertitel zu klein seien. Bei der Mehrheit der heutigen Fernsehgeräte erscheinen die Untertitel zehn- bis 12,5-mal grösser als der Text in einer Zeitung. Bei einem Abstand von 50 Zentimetern zum Bildschirm können Personen, die eine mehr als fünf- bis 6,3-fache Vergrösserung benötigen, die Untertitel jedoch nicht lesen. Daher braucht es grössere Untertitel für alle, die eine mehr als 6,3-fache Vergrösserung benötigen, um einen Text lesen zu können.

Untertitelungstechnologien

In der Schweiz stehen für die Untertitelung drei Technologien zur Verfügung. Sie alle wirken sich auf das Erscheinungsbild der Untertitel aus.

Bei der ersten Technologie, die von Radio Télévision Suisse (RTS) verwendet wird, handelt es sich um Teletext-Untertitelung. Hier werden kontrastreiche Untertitel eingeblendet, was von sehbehinderten Menschen im Allgemeinen geschätzt wird. Bei der zweiten Technologie handelt es sich um digitale Untertitelung. Die derzeitigen Regulierungsmöglichkeiten für den Anzeigekontrast liefern ein weniger gutes Ergebnis als die Teletext-Untertitelung. Diese Art von Untertiteln kann von den betroffenen Personen in der Regel weniger gut gelesen werden.

HbbTV: eine neue Technologie

Das Bild zeigt einen Mann im TV; unter dem Bild sind französische Untertitel eingefügt. Seit Kurzem steht nun eine dritte Technologie, «HbbTV» genannt, zur Verfügung. HbbTV steht für Hybrid Broadcast Broadband TV. In naher Zukunft sollte es diese neue Technologie ermöglichen, das Erscheinungsbild der Untertitel auf den Schweizer TV-Kanälen zu personalisieren. Dank HbbTV lassen sich theoretisch Parameter von Untertiteln wie Grösse, Platzierung, Farbe von Text und Hintergrund, Schrifttyp, Zwischenräume, Position sowie auch die Bildgrösse verändern. Entsprechende Einstellungen müssen auf der Fernbedienung über das Menü vorgenommen werden.

Was kurzfristig zu erDas gleiche Bild, diesmal mit vergrösserten Untertiteln, ist zu sehen.warten ist

Das Tempo, mit dem die Untertitel ein- und ausgeblendet werden, lässt sich derzeit noch nicht verlangsamen, obwohl die technischen Möglichkeiten dazu vorhanden wären. Trotz des Zugangs zum HbbTV-Standard in der Schweiz ist es aktuell ebenfalls noch nicht möglich, das Erscheinungsbild der Untertitel zu personalisieren. Verhandlungen zwischen den Verbänden für Menschen mit einer Sinnesbehinderung, RTS und Swiss TXT sind in Gang. Es ist zu hoffen, dass es bald Ergebnisse gibt, die dazu führen, dass hörsehbehinderte Menschen künftig Anpassungen vornehmen können und die Untertitelungen so für alle zugänglich werden.

Das Dokument basiert auf der Diplomarbeit von Nicolas Baertschi mit dem Titel «La lecture des sous-titres à la télévision en Suisse pour les personnes malvoyantes et malentendantes» (Das Lesen von Untertiteln beim Fernsehen in der Schweiz für hörsehbehinderte Menschen) und ist entweder in der Fachbibliothek des SZBLIND erhältlich oder kann in elektronischer Form mittels E-Mail an baertschi@ucba.ch angefordert werden.