Kick-off der Vernehmlassung der SZBLIND Strategie

Am 17. Juni fand die 74. Delegiertenversammlung des SZBLIND im Kursaal in Bern statt. Der SZBLIND stellte am Vormittag den Delegierten die neue Strategie vor. Diese befindet sich nun in der Vernehmlassung bei den Mitgliedorganisationen und ausgewählten Partnern.

Von Nina Hug

Die Strategie 2030 des SZBLIND wurde seit der Delegiertenversammlung im Juni 2022 in einem breit abgestützten Prozess erarbeitet. Sowohl die Delegierten als auch der Vorstand, diverse interne und externe Interviewpartner, ein Sounding- Board und die Geschäftsleitung waren an der Erarbeitung der SZBLIND-Strategie 2030 beteiligt. Nach einer intensiven und erkenntnisbringenden Erarbeitungszeit liegt nun der Entwurf der SZBLIND-Strategie 2030 inklusive der geplanten Schlüsselmassnahmen vor. An runden Tischen wurden das Leitbild sowie die strategischen Ziele präsentiert und erste Rückmeldungen von den Delegierten eingeholt. Die Strategie ist nun seit Montag, 19. Juni, in der Vernehmlassung. Diese dauert bis Ende September. Die Rückmeldungen dienen dem Vorstand zur Meinungsbildung, weiteren Überarbeitung und Finalisierung der SZBLIND-Strategie 2030. An der DV 2024 wird den Delegierten dann die SZBLIND-Strategie 2030 zur Verabschiedung vorgelegt.

Am Nachmittag der diesjährigen Delegiertenversammlung fand wie üblich der statutarische Teil der DV statt. Darin wurden folgende Beschlüsse gefasst:

− Die Stiftung Simpera wurde als neues assoziiertes Mitglied beim SZBLIND aufgenommen. In dieser Institution werden Assistenzhunde, Autismus- Begleithunde und Blindenführhunde nach heutigen Standards ausgebildet.

− Helene Zimmermann wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Ruth Häuptli würdigte in ihrer Laudatio Helene Zimmermann als starke Frau, die sich dafür einsetzte, das Verständnis für die Sehbehindertenpädagogik zu stärken.

− Der Antrag auf einmalige Verlängerung der Amtsperiode des SZBLIND Vorstands wurde angenommen. SBV, SBb und CAB hatten gemeinsam den Antrag eingereicht, die Amtsperiode des jetzigen Vorstands bis 2026 zu verlängern, um die Wahlzyklen des SZBLIND und der Selbsthilfeorganisationen zu entflechten. So ist es nun möglich, dass die Präsidentinnen und Präsidenten oder zumindest gewählte Vorstandsmitglieder der jeweiligen Organisationen im Vorstand des SZBLIND Einsitz nehmen können.


Nachrufe zu Persönlichkeiten des Sehbehindertenwesens

Im Mai und Juni sind vier Persönlichkeiten, die jeweils auf ihre Weise das Sehbehindertenwesen geprägt haben, von uns gegangen. Wir würdigen deren Einsatz und Errungenschaften.

Anfang Juni ist völlig überraschend Stefan Kaune, ehemaliges Vorstandsmitglied des SZBLIND und langjähriger Leiter der Sehbehindertenhilfe Basel Anfang Juni verstorben. Stefan Kaune war von 2003 bis 2021 Leiter der Sehbehindertenhilfe Basel. Als Theologe mit einer betriebswirtschaftlichen Zusatzausbildung hat er 2003 die Leitung der Sehbehindertenhilfe Basel in einer finanziell und organisatorisch schwierigen Zeit übernommen. Durch seine vorausschauende Art und sein unternehmerisches Denken, hat er die Sehbehindertenhilfe Basel gemäss den Worten seines langjährigen Wegbegleiters Gregor Wadenpohl „auf ein völlig neues Niveau gehoben“. Seine Verdienste in den Bereichen Artikel 21, berufliche Massnahmen, Artikel 74, sind unbestritten. 2017 wurde Stefan Kaune in den Vorstand des SZBLIND gewählt. Ihm war es ein grosses Anliegen, die politische Interessenvertretung des Sehbehindertenwesens weiter zu stärken und die Finanzhilfen des Bundes zu sichern. Während seiner Vorstandstätigkeit beim SZBLIND war er auch Präsident der Kommission Berufseingliederung.  Stefan Kaune engagierte sich zum als Präsident der Gemeinnützige Institutionen beider Basel und als Präsident des Fachhilfekonsortium Art. 74 des Sehbehindertenwesens.  Wer mit Stefan Kaune zusammengearbeitet hat, hat sicher auch das eine oder andere Mal leidenschaftlich mit ihm diskutiert – vielleicht sogar gestritten. War Stefan Kaune von etwas überzeugt, blieb er am Ball – auch gegen Widerstände! Dabei ist es ihm egal gewesen, was mancher von ihm denken mochte. Respekt hat er sich damit bei allen verdient. Denn: er war ein sehr respektvoller Mensch, auch einer, der zuhören und die Meinungen der anderen anhören wollte. Stefan Kaune gebührt grosser Dank für seine Verdienste und seinen Einsatz, als kluger Mensch mit festen Wertüberzeugungen, der Viele und Vieles bewegt hat. Diesen sprechen wir ihm im Namen des Sehbehindertenwesens und im Namen des Vorstands des SZBLIND aus.

Das Sehbehindertenwesen musste Ende Mai von einem weiteren Pionier Abschied nehmen. Blaise Gauchat ist nach einem tapferen Kampf gegen seine Krebskrankheit am 30. Mai verstorben. Er arbeitete seit August 1986 bei der Sehbehindertenhilfe Basel (SBH), wo er Mitglied der Geschäftsleitung wurde. In Basel war er der erste Informatiker in der Schweiz, der als Fachperson für Menschen mit Sehbehinderung tätig war, und einer der Pioniere im Bereich Low Vision in der Schweiz. Unter der Leitung der SBH gründete er bereits 1991 den Service Romand d’informatique pour handicapés de la vue (SRIHV). Unter Blaises Gauchats Leitung entwickelte sich die SRIHV erfolgreich von zwei Mitarbeitern auf heute rund zehn. Das Leistungsangebot wurde erweitert und schrittweise an die Bedürfnisse der Betroffenen angepasst; es ging über den rein technischen Rahmen (Installation, Konfiguration, Fehlerbehebung) hinaus und umfasste auch die Ausbildung in Informatikhilfsmitteln, die Vermittlung von sehbehindertenspezifischen Arbeitstechniken und die Schulung der verschiedenen Partner im Sehbehindertenwesen. Wir gedenken einem Menschen, der sich immer mit viel Herzblut für die Interessen der Betroffenen eingesetzt hat.

Anfang Mai verstarb auch Hansburkard Meier nach langer Krebskrankheit. Der blinde Pianist, Entwicklungshelfer und Lehrer war innerhalb der Blindenszene sehr bekannt. Geboren 1926, stellte er als Siebenjähriger fest, dass er kaum mehr richtig sehen konnte, nur wenige Jahre später war er vollständig erblindet. Doch seine Behinderung hat ihn nie davon abgehalten, seine Fähigkeiten und Wünsche zu leben: Er lernte Französisch in Lausanne, er bildete sich zum Klavierlehrer und danach zum Konzertpianisten aus, er gründete eine Familie und lehrte am Lehrerinnenseminar Hitzkirch. Im Auftrag der Caritas Schweiz leitete er zwei Entwicklungsprojekte in Afrika, die speziell auf Blinde und Sehbehinderte ausgerichtet waren.

Mit grossem Bedauern haben wir Kenntnis vom Hinschied von Ruedi Ruchti-Villiger (07.12.1942 – 13.05.2023) genommen. Ruedi Ruchti war während vielen Jahren im Vorstand des SZBLIND und Präsident des SBV Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband Bern. Ruedi Ruchti wurde im Emmental als Sohn einer Bauernfamilie geboren und studierte Mathematik.  Sehr früh engagierte er sich auch im Blindenwesen und während seiner Präsidialzeit beim SBV galt sein Hauptinteresse der beruflichen Eingliederung von blinden und sehbehinderten Menschen. Dank seiner initiative wurde an der ETH Zürich das Projekt «Das Büro von morgen» durchgeführt, welches ganz klar die grossen Umwälzungen aufzeigte, welche die Digitalisierung für die blinden und sehbehinderten Menschen beinhaltete. Es war klar, dass viele der traditionellen «Blindenberufe» verschwinden würden. Er erkannte, dass die blinden und sehbehinderten Menschen selbst die Chancen der neuen Technologie erkennen und umsetzen mussten und dass es Aufgabe der Selbsthilfe war, hier an erster Stelle mitzuarbeiten. Ruedi Ruchti war zeit seines Lebens politisch interessiert und engagiert. Geselligkeit, Fröhlichkeit, aber auch ernsthafte philosophische Gespräche zeichneten ihn aus. Seiner Familie sprechen wir unser herzliches Beileid aus und werden Ruedi Ruchti in guter Erinnerung behalten.