Erkrankungen der Hornhaut und deren Behandlung

Die Hornhaut, Kornea, ist eine klare Scheibe, die zirkulär durch den Limbus von der Lederhaut abgegrenzt ist. Sie leistet einen grossen Teil der Lichtbrechung und hat für das menschliche Sehen zentrale Funktionen. Ist sie geschädigt kann dies zu grossen Einschränkungen führen.

Von Dr. med. univ. Jakob Schweighofer und Dr. med. Philipp B. Bänninger, Augenklinik des Kantonspitals Luzern

Nicht nur stellt die Hornhaut als äussere Grenze eine wichtige Schutzbarriere für das Auge dar. Sondern sie ermöglicht auch durch Ihre exakte Brechung des Lichts einen klaren Seheindruck. In einem gesunden Auge wird das einfallende Licht sowohl durch die Hornhaut als auch dann durch die sich dahinter befindende Linse gebrochen um dann an der Rückfläche des Auges (der Netzhaut) von unzähligen Nerven verarbeitet und an das Gehirn weitergeleitet zu werden. Wenn die Hornhaut durch eine Krankheit oder einen Unfall beschädigt wird, hat dies weitreichende Folgen für die Sehleistung. Im Folgenden schildern wir die häufigsten Erkrankungen der Hornhaut und wie diese behandelt werden können.

Keratokonus

Beim Keratokonus handelt es sich um die häufigste Erkrankung der Hornhaut, bei welcher sich deren Form verändert. Hierbei kommt es zu einer fortschreitenden Vorwölbung und Verdünnung der betroffenen Hornhaut und einer damit verbundenen starken Einschränkung der Sehleistung durch eine irreguläre Hornhautverkrümmung.

Die zugrunde liegende Ursache ist bis heute nicht bekannt. Man vermutet jedoch, dass genetische Einflüsse und Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Als Risikofaktoren gelten ein junges Alter, bekannte Allergien insbesondere Heuschnupfen, Asthma und Neurodermitis sowie eine positive Familiengeschichte. Ausgelöst werden kann ein Keratokonus unter anderem durch ein starkes Reiben der Augen und weist meist in der Pubertät und während einer Schwangerschaft ein deutliches Fortschreiten auf. Ab dem Alter von 35 Jahren nimmt die Aktivität der Erkrankung meistens ab und diese bleibt stabil.

Symptome

Auf Grund der fortschreitenden Wölbung der Hornhaut kommt es im Verlauf der Erkrankung zu einer zunehmenden Kurzsichtigkeit und einer unregelmässigen Krümmung (Astigmatismus) der Hornhaut.  Beides nimmt der betroffene Patient als eine Sehverschlechterung war. Weitere Symptome sind häufig eine starke Lichtempfindlichkeit und die Wahrnehmung von Doppelkonturen.

Diagnose

Die zunehmende Sehverschlechterung führt in den meisten Fällen zum Besuch des Augenarztes. Hier kann die Diagnose schliesslich über spezielle Untersuchungen wie z.B. einer Hornhauttopographie, gestellt werden. Mit dieser Untersuchung werden sowohl die Hornhautober- und rückfläche als auch die Hornhautdicke gemessen. Selbst kleinste Veränderungen im Rahmen eines Keratokonus können so schon frühzeitig entdeckt werden.

Behandlung

Vorwegzunehmen ist, dass ein Keratokonus nicht zur Erblindung führt, aber das Fortschreiten der Erkrankung zu einer einschränkenden Sehleistungsminderung führt. In frühen Stadien der Erkrankung ist es möglich, die reduzierte Sehschärfe mit Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren. In den fortgeschrittenen Stadien ist eine Korrektur nur noch durch die Verwendung von harten Kontaktlinsen möglich. Kommt es aber zu einer derart weiteren Zunahme der Irregularität der Hornhaut, dass selbst mit einer Kontaktlinse keine ausreichende Sehfähigkeit mehr erzielt werden kann, besteht die Möglichkeit einer Hornhauttransplantation.

Um zu verhindern, dass es zu diesem Fortschreiten der Erkrankung kommt, besteht heutzutage die Möglichkeit in einem frühen Stadium der Erkrankung das Hornhautgewebe mittels einer Kollagenvernetzung (Corneal Crosslinking) zu stabilisieren. Bei diesem Eingriff erzeugt man mittels Vitamin B2 Augentropfen und UV Licht eine fotochemische Reaktion in der Hornhaut und regt dadurch die Bildung von mehr Quervernetzungen an. Diese sollen die Stabilität der Hornhaut erhöhen und damit das Fortschreiten der Vorwölbung verhindern.

Hornhauttransplantation

Bei einer Hornhauttransplantation handelt es sich um eine Operation, in welcher die beschädigten Anteile der Hornhaut gegen ein gesundes Spenderpräparat ausgetauscht werden. Bei einem Keratokonus können hierbei 2 Operationsmethoden angewendet werden. Die älteste und damit am häufigsten durchgeführte Operation ist eine Transplantation der gesamten Hornhaut. Diesen Eingriff bezeichnen wir als penetrierende Keratoplastik. Hier wird die erkrankte Hornhaut vollständig, am Stück, entfernt. Anschliessend wird die Spenderhornhaut mit mehreren Nähten in das Auge eingenäht. Die Erfolgsrate ist bei einem solchen Eingriff sehr hoch, jedoch muss mit einer langen Heilungsphase über ein bis zwei Jahre gerechnet werden. Die Gefahr einer Abstossung ist im Allgemeinen sehr gering und wird durch die lebenslange Applikation von Cortison Augentropfen nochmals verringert.

Bei der zweiten Operationsmöglichkeit handelt es sich um einen Eingriff in welchem nur die vordere Schicht der Hornhaut transplantiert wird. Da es sich bei den Betroffenen häufig um jüngere Patienten mit einer gesunden inneren Zellschicht der Hornhaut handelt, ist dies eine elegante und neue Alternative zur vollständigen Transplantation. Der Vorteil liegt hierbei in einer geringeren Anzahl an Abstossungsreaktionen.

(unter luks.ch/keratokonus findet sich ein Info-Video für Patienten)

Fuchs’sche Endotheldystrophie

Die Fuchs’sche Endotheldystrophie wird zu den kornealen Dystrophien gezählt. Bei den kornealen Dystrophien handelt es sich um eine Gruppe genetisch bedingter Hornhauterkrankungen. Es kommt hierbei zu einer typischerweise beidseitigen, weitgehend symmetrischen und meist langsam fortschreitenden Schädigung der Hornhaut.

Um die Problematik der Fuchs’sche Endotheldystrophie zu verstehen, muss man sich zuerst mit den Gegebenheiten der Hornhaut auseinandersetzen. Die Hornhaut ist als äusserste Schicht das Fenster des Auges. In einem gesunden Auge fällt das Licht durch die Hornhaut um anschliessend durch die Pupille zu gelangen und endgültig an der innersten Schicht, der Netzhaut, zu Bildern verarbeitet zu werden. Kommt es jedoch zu einer Trübung der Hornhaut, kann dies zu einem stark reduzierten Seheindruck führen.


Bei der Fuchs’schen Endotheldystrophie kommt es zu einer fortschreitenden Abnahme von Zellen an der inneren Seite der Hornhaut, welche die Wasserkonzentration regulieren. Auf Grund dieser voranschreitenden Abnahme kommt es zu einer starken Ansammlung von Flüssigkeit in der Hornhaut, da die verbleibenden Zellen keine ausreichende Pumpfunktion mehr gewährleisten können. Hierdurch kommt es zu einer Schwellung und Trübung der Hornhaut und schliesslich zu einer Abnahme der Sehkraft.

Symptome

Häufig beginnen die ersten Symptome in der dritten bis vierten Lebensdekade. Anfänglich merken die betroffenen Patienten meist einen fortschreitenden Verlust der Sehschärfe, welcher sich insbesondere in der Wahrnehmung von Kontrasten äussert. In späteren Stadien geben Patienten eine stark verschwommene und neblige Sicht an, die morgens meist am stärksten ist und sich im Laufe des Tages wieder bessert. Begleitet wird diese häufig durch eine vermehrte Lichtempfindlichkeit. In späteren Stadien der Erkrankung kann es ebenfalls zu Schmerzen kommen, da die oberflächliche Schicht der Hornhaut aufbricht.

Diagnose

Die Abnahme der pumpenden Zellen in der innersten Hornhautschicht kann im Rahmen des Untersuchs beim Augenarzt entdeckt werden. Der Augenarzt hat die Möglichkeit, die Funktion der Zellen zu messen.

Behandlung

In den frühen Stadien der Erkrankung besteht die Möglichkeit, eine Linderung der Symptome mit Kochsalztropfen zu erreichen, welche den Anteil der Flüssigkeit in der Hornhaut verringern. Eine ursächliche Behandlung und Heilung ist jedoch momentan nur durch eine Transplantation der Hornhaut zu erzielen.

Im Rahmen dieser Operation wird heutzutage nur mehr die betroffene, innere Schicht der Hornhaut ersetzt. Dies ermöglicht im Vergleich zu einer kompletten Transplantation einen schnelleren Heilungsverlauf und eine rasche Rehabilitation. Häufig kann durch einen solchen Eingriff die Sehleistung des Patienten wieder merklich verbessert werden.

Kontaktlinsen assoziierte Infektionen der Hornhaut (Keratitis)

Bei einer Keratitis handelt es sich um eine Entzündung der Hornhaut. Diese kann durch eine grosse Anzahl an Ursachen, unter anderem chemische, physikalische oder biologische Erreger wie Bakterien oder Viren, entstehen.

Kontaktlinsen

Einer der Hauptrisikofaktoren für eine Keratitis stellt das regelmässige Tragen weicher Kontaktlinsen dar. In einem gesunden Auge stellt eine geschlossene Oberfläche eine gute Schutzbarriere gegenüber Erregern dar und verhindert das Eindringen schädlicher Organismen. Durch eine fehlerhafte Anwendung oder ein zu langes Tragen der Linsen kann es jedoch zu einer Schädigung der Hornhaut kommen und dadurch zu einer Unterbrechung dieser intakten Schutzschicht. Dadurch können Erreger leichter in das Gewebe der Hornhaut eindringen und zu einer Entzündung führen.

Symptome

Das Hauptsymptom einer Hornhautentzündung sind starke Schmerzen. Meistens beschreiben die Patienten in einer frühen Phase der Entzündung ein starkes Kratzen und Fremdkörpergefühl welches sich im Verlauf zu starken Schmerzen verschlimmern kann.  Zudem kommt es zur Reduktion der Sehleistung beziehungsweise der Wahrnehmung eines verschwommenen Sehens begleitet mit einer starken Lichtempfindlichkeit.

Diagnose

Die Diagnose wird meistens bei einer notfallmässigen Konsultation beim Augenarzt gestellt. Die Infektion wir im Rahmen der Untersuchung an der Spaltlampe, einem Mikroskop zur Betrachtung des Auges, gestellt. Ein rascher Beginn einer Therapie, abhängig von der jeweiligen Ursache, ist hier für den Verlauf der Entzündung entscheidend. Die häufigste Ursache für eine Kontaktlinsenassoziierte Keratitis ist ein biologischer Erreger wie ein Bakterium oder Parasit. Für eine genaue Diagnose und Therapie wird deshalb häufig ein Abstrich der betroffenen Hornhaut genommen. Anschliessend wird der Erreger im Labor auf speziellen Nährmedien analysiert und ermöglicht eine zielgerichtete Therapie.

Behandlung

Je nach Erreger besteht die Therapie aus antibiotischen Topfen (gegen Bakterien), antimykotischen Tropfen (gegen Pilze) oder antiviralen Salben (gegen Viren).

Kommt es zu keiner rechtzeitigen oder richtigen Therapie kann es im Verlauf zu einer Vernarbung der Hornhaut kommen oder sogar zu einem Voranschreiten der Entzündung in das Auge. Insbesondere letzteres stellt eine akute Gefahr für einen dauerhaften Sehverlust dar.