Inklusion – wohin führt die Reise?

Delegiertenversammlung mit Podiumsdiskussion zum Thema Inklusion

Inklusion – Chance oder Alibi? Diese Frage wurde anlässlich der Podiumsdiskussion vor der Delegiertenversammlung des SZB in einem rund zweistündigen Gespräch diskutiert. Klar wurde: Es gibt noch viel zu tun. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion vom neuen SZB-Präsident Thomas Dietziker.

Von Daniel Roduner

Thomas Dietziker unterhält sich mit Ständerätin Pascale Bruderer.

Der neu gewählte Präsident im Gespräch.

Die Einleitung von Thomas Dietziker zu Thema „Inklusion – Chance oder Alibi?“ lud die Gesprächseilnehmerinnen und -teilnehmer dazu ein, ihre Sichtweisen zum Thema Inklusion darzulegen. Besonders wortreich meldete sich Ständerätin Pascale Bruderer (SP/AG). Man sei im Moment mit dem Thema Inklusion an einem kritischen Punkt angekommen; dies nicht nur aus finanzieller Sicht – da viele Gelder immer wieder hinterfragt oder gar gesperrt und gestrichen würden -, sondern auch aus einer Sicht der Haltung und des Verständnisses. Deshalb gelte es, Themen und Kräfte zu sammeln, wirklich aufzuklären und noch intensiver zusammenzuarbeiten.

Ähnlich sah es Olga Meier-Popa: Die Inklusion sei zurzeit ein Wegweiser. Die Schweiz befinde sich in der Phase der Kartenzeichnung und bereite sich zugleich auf die Reise vor. Auf eindrückliche Art und Weise beschrieb Drilon Kastrati seine eigene „Inklusions“-Erfahrungen. Er meinte, dass Inklusion auch kontraproduktiv sein könne, wenn der Begriff falsch verstanden werde, sprich: wenn aus einem falschen Verständnis falsche Massnahmen abgeleitet würden. So habe er es zum Beispiel in Ausbildung und Studium sehr geschätzt, dass er auf viele unterstützende Massnahmen verzichten konnte (auf die er einen Anspruch gehabt hätte), um sich in einem möglichst „normalen“ Umfeld bewegen zu können. Er warnte auch vor einer Art Parallelgesellschaft, die durch zu viele Massnahmen entstehen könnte. Schützenhilfe für sein Statement erhielt Kastrati vom Retina Suisse-Geschäftsführer Stephan Hüsler: „Die wenigsten Menschen haben verstanden, was Inklusion ist, und verwechseln sie mit Integration.“ Und Daniel Hösli, Direktor CURVIVA Schweiz meinte: „Wir gehen den Weg der inklusiven Gesellschaft. Aber wie weit der Weg zum Ziel noch ist, hängt davon ab, wie dieses Ziel genau definiert wird.“ In jedem Fall dürfte es noch lange gehen, bis Menschen mit Behinderung volle Gleichstellung erreichen werden.

Alle am Podium teilnehmenden und sicher auch die anwesenden Zuhörerinnen und Zuhörer zeigten sich einig: Inklusion darf auf keinen Fall Leistungsabbau bedeuten, sondern soll jedem Menschen die Chance geben, sich als Teil eines vielfältigen Ganzen zu sehen.

Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer

Zu sehen sind die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion vor einer Leinwand, Drilon Kastrati spricht ins Mikrofon.

Drilon Kastrati beschrieb eigene „Inklusions-Erfahrungen“.

  • Am Podium diskutierten: Olga Meier-Popa, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Schweizer Zentrum für Heil- und Sonderpädagogik SZH/CSPS, Bern;
  • Drilon Kastrati, Hochschulabsolvent, Career Starter im Asset Management, Credit Suisse;
  • Stephan Hüsler, Geschäftsführer von Retina Suisse, Zürich;
  • Daniel Höchli, Geschäftsleiter von Curaviva Schweiz, Bern;
  • Pascale Bruderer, Ständerätin SP Schweiz;
  • Thomas Dietziker, Vorstandsmitglied SZB (Leiter der Podiumsdiskussion).

Vorstandsmitglieder verabschiedet

An der Delegiertenversammlung des SZB wurden sechs verdiente bisherige Vorstandsmitglieder verabschiedet. Fritz Steiner, amtsältestes zurücktretendes Vorstandsmitglied, verabschiedete sich im Namen der zurücktretenden Kollegen mit einer kurzen sympathischen Rede aus dem Vorstand. Mit einem kleinen Präsent dankte der SZB Stefan Zappa, ehemaliger Präsident, Remo Kuonen, Norbert Laurent, Fritz Steiner, Fabio Züger sowie dem nicht wiedergewählten Claude Vögeli für ihren grossen und sehr geschätzten Einsatz im Vorstand.

Vorstandsmitglieder gewählt

Der Vorstand des SZB besteht neu aus neun Mitgliedern. Die Delegierte wählten Thomas Dietziker, Direktor des Heilpädagogischen Schul- und Beratungszentrums Sonnenberg; Baar, Rita Annaheim, SBV, Aarburg; Carmelina Castellino, Direktorin Visoparents Schweiz, Dübendorf; Dario Comforti, SBV, Sementino TI; Ruth Häuptli, Zentralpräsidentin Schweizerische Caritasaktion der Blinden CAB, Zofingen; Christian Hugentobler, SBV, Widen; Stefan Kaune, Geschäftsführer Sehbehindertenhilfe Basel, Louis Moeri, Direktor der Association pour le Bien des Aveugles et malvoyants, Genf sowie Helene Zimmermann, SBb, Netstal.

Neuer Präsident

Mit Akklamation wurde Thomas Dietziker ehrenvoll zum neuen Präsidenten des SZB gewählt. Thomas Dietziker ist seit 2009 Vorstandsmitglied. Er leitet die SZB-Kommission Sonderpädagogik und war bis vor kurzem auch Mitglied der Redaktionsgruppe der Fachzeitschrift „tactuel“. Der SZB wünscht ihm und seinen Vorstandskolleginnen und -kollegen viel Befriedigung bei ihren Aufgaben.