Hilfsmittel / Nachgefragt 4/2025
Smart Cane 2: weisser Stock mit Köpfchen
Der neue Smart Cane 2 verbindet den klassischen weissen Stock mit moderner Technik. Ultraschallsensoren, App-Anbindung und Sprachausgabe machen ihn zu einem vielseitigen Hilfsmittel im Alltag. Entwickelt von WeWALK, eröffnet der Stock Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung neue Möglichkeiten der Orientierung und Mobilität.
Von Michel Bossart, Redaktion tactuel
Der «Smart Cane 2» von WeWALK ist seit Januar 2025 auf dem Markt. Auf den ersten Blick wirkt er wie ein herkömmlicher weisser Stock – doch im Griff steckt moderne Technik. Der Stock ist leichter, kompakter und ergonomischer geformt als das Vorgängermodell. «Der Griff ist etwas grösser und liegt besser in der Hand. Neu gibt es statt eines Touchpads Knöpfe, einen eingebauten Lautsprecher und sogar eine Taschenlampe», erklärt Jean Marc Feghali, Chief Innovation Officer bei WeWALK.
Im Kern bietet der Smart Cane 2 Hinderniserkennung bis Brusthöhe. Ultraschallsensoren melden Objekte über dem Boden, die mit einem herkömmlichen Stock nicht erfasst würden. Die Rückmeldung erfolgt über Vibrationen im Griff. Zusätzlich lässt sich der Smart Cane mit der WeWALK-App koppeln, die auf iOS und Android läuft. Dann verwandelt sich der Stock in ein multifunktionales Navigationssystem. Turn-by-turn-Navigation, Points of Interest oder Echtzeit-Informationen zum öffentlichen Verkehr werden per Sprachausgabe wiedergegeben. «Man kann den Smart Cane komplett vom Stock aus steuern – das Handy bleibt in der Tasche», fügt Feghali an. Ob enge Gassen in Zürich, komplexe Tramkreuzungen in Basel oder Schnee auf den Gehwegen: Die Schweiz hält für blinde Menschen viele Herausforderungen bereit. In solchen Situationen zeigt der Smart Cane 2, was er kann. Seine Sensoren erkennen Hindernisse wie Äste, Schilder oder Poller, während die Navigation sowohl in städtischen als auch ländlichen Umgebungen zuverlässig führt. Auch sprachlich ist das Gerät bestens ausgestattet. «Die App und Sprachausgabe sind in zahlreichen Sprachen verfügbar, darunter Deutsch, Französisch und Italienisch», sagt Feghali. Spezielle regionale Anpassungen seien nicht nötig – Google Maps liefert überall denselben Informationsstand.
Die Verbindung des Smart Cane zum Smartphone via Bluetooth hebt die Funktionen auf ein höheres Niveau – etwa durch Navigation oder die Integration von Sprachassistenten. Neu beim Smart Cane 2 ist auch die Schnittstelle zu ChatGPT. Feghali betont: Daten würden nur dann erhoben, wenn die erweiterten Funktionen genutzt werden. Im Offline-Modus gebe es kein Tracking. «Ich bin selbst sehbeeinträchtigt. Ich würde nie wieder zu einem analogen Blindenstock zurückkehren. Dieser Stock ist mein Alltagsstock geworden.»
Entwickelt wurde der Smart Cane 2 vollständig bei WeWALK. Positive Rückmeldungen aus der Community fliessen laufend ein. Viele Nutzende verwenden den Stock im Alltag – und schalten die Elektronik nur bei Bedarf zu. Der Preis entspricht etwa dem eines Smartphones.


