Aus dem SZBLIND 2/2025
Sensibilisierung des Personals im Gesundheits- und Sozialwesen
Der Tag der Taubblindheit steht 2025 erneut im Zeichen der Ausbildung von Fachkräften für die spezifische Begleitung, Habilitation und Rehabilitation von Menschen mit Hörsehbehinderung oder Taubblindheit. Ziel ist es, das Fachpersonal für die Bedürfnisse dieser Menschen zu sensibilisieren.

Von Kathrin Schellenberg, Chefredakteurin tactuel
Sehen und Hören sind unsere zentralen Sinne zur Wahrnehmung und Kommunikation mit unserer Umwelt. Sind beide beeinträchtigt, entstehen für die Betroffenen vielfältige Einschränkungen. So wird die Orientierung in unbekannter Umgebung zur Herausforderung, während auch die Kommunikation und der Zugang zu Informationen erschwert sind. Doch mit gezielter, bedarfsgerechter Unterstützung lassen sich diese Hürden überwinden, sodass Betroffene aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
Anlässlich des Internationalen Tages der Taubblindheit am 27. Juni engagieren sich Organisationen für Menschen mit Hörsehbehinderung gemeinsam mit angehenden Fachkräften des Gesundheits- und Sozialwesens in der Schweiz für die Inklusion betroffener Menschen – nach 2024 bereits zum zweiten Mal. Während der Aktionswochen vom 12. bis 23. Mai wurden Auszubildende und Angestellte eingeladen, in den Kantinen und Cafeterias ihrer Ausbildungsstätten an einem Selbstversuch teilzunehmen. Mit einer speziellen Kartonbrille, die eine starke Sehbeeinträchtigung simulierte, und zusätzlichen Ohrstöpseln konnten sie auf freiwilliger Basis erfahren, wie sich eine Mahlzeit mit eingeschränktem Seh- und Hörsinn anfühlt. Dieser Versuch verdeutlichte dem angehenden Fachpersonal die Herausforderungen, mit denen Menschen mit Hörsehbehinderung konfrontiert sind. Er zeigte auf, dass die Kommunikation bei einer doppelten Sinnesbeeinträchtigung erschwert ist, soziale Isolation häufig auftritt und ein selbstbestimmtes Leben für Betroffene mit grossen Herausforderungen verbunden ist.
Zahlreiche Bildungseinrichtungen beteiligten sich an der Sensibilisierungsaktion: die Höhere Fachschule für Sozialpädagogik in Luzern, die Berufsfachschule Gesundheit und Soziales in Brugg, die Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten, die Hochschule Luzern (Soziale Arbeit), die Universität Bern, das Zentrum für Ausbildung im Gesundheitswesen in Winterthur, die Haute école de travail social et de la santé in Lausanne, das Institut et Haute École de la Santé la Source in Lausanne sowie die Universität Genf. Darüber hinaus schulten Fachpersonen der Organisationen für Menschen mit Hörsehbehinderung im Rahmen des Unterrichts Studierende verschiedener Institutionen des Gesundheits- und Sozialwesens. Weitere Informationen zur Aktion finden Sie unter: www.tag-der-taubblindheit.ch
Der SZBLIND im Dialog mit dem RFDSL
Seit 2018 ist der SZBLIND Mitglied im Réseau francophone en déficience sensorielle et du langage (RFDSL) und trägt so zur Stärkung internationaler Beziehungen im Bereich der Unterstützung von Menschen mit Sinnesbeeinträchtigungen und Sprachentwicklungsstörungen bei. Vom 5. bis 7. Februar 2025 trafen sich rund 20 Fachleute des französischsprachigen Netzwerks am Standort Lausanne des SZBLIND. Die jährliche Lernreise des RFDSL, bei der der Erfahrungsaustausch im Vordergrund steht, wurde in diesem Jahr erstmals vom SZBLIND organisiert.
Pierre-Alain Uberti, Geschäftsleiter des SZBLIND, gab den Teilnehmenden einen umfassenden Überblick über die Arbeit des SZBLIND, die Behinderungspolitik in der Schweiz sowie die Finanzierung und Aufgaben der Dachorganisation. Muriel Blommaert, Leiterin der Fachstelle Hörsehbehinderung und Taubblindheit, präsentierte die speziellen Dienstleistungen für Menschen mit einer doppelten Sinnesbeeinträchtigung. Vivianne Visschers, Verantwortliche Forschung, stellte anhand konkreter Beispiele vor, welche Forschungsprojekte der SZBLIND verfolgt. Stephan Mörker, Leiter der Fachstelle Hilfsmittel, erläuterte den Ansatz «Design for All», der unter anderem barrierefreie Haushaltsgeräte umfasst. Im November 2025 wird zu diesem Thema voraussichtlich ein Referat auf einer Konferenz der europäischen Netzwerke im Hörbehinderten- und im Sehbehindertenwesen in Strassburg stattfinden.
Zudem hat sich die Association pour le Bien des Aveugles et malvoyants (ABA) aus Genf vorgestellt. Neben diesen Vorträgen standen auch Besuche bei zwei potenziellen neuen Partnerorganisationen, dem Centre pédagogique pour handicapés de la vue (CPHV) in Lausanne und dem Centre des Marmettes in Monthey, auf dem Programm.
Die Mitgliedschaft im Netzwerk ermöglicht es dem SZBLIND, Kontakte zu französischsprachigen Organisationen zu vertiefen und von verschiedenen Unterstützungskonzepten zu lernen. Da die Realität der Unterstützung von Menschen mit Sinnesbeeinträchtigungen und Sprachentwicklungsstörungen weltweit unterschiedlich ist, ist der Austausch wertvoll. Er trägt zur Inklusion und Zusammenarbeit bei und führt zu einer besseren Unterstützung von betroffenen Menschen.