Kleine Einführung in die verwirrende Vielfalt von Leuchtmitteln

Eine Lichtoptimierung kann kleine Wunder erwirken: Sehbehinderte Menschen werden selbständiger und sind weniger unfallgefährdet. Auch nimmt ihre Kontrastwahrnehmung, Lesegeschwindigkeit und sogar das psychische Wohlbefinden zu. Aber welche Lichtquelle soll es denn sein?

von Antonietta Fabrizio

Gestapelte Leuchtstofflampen

In den Regalen der Warenhäuser türmen sie sich dicht nebeneinander in allen Stärken und Farben. Und während die Glühbirne in der Schweiz seit bald dreiviertel Jahren aus den Regalen des Detailhandels verbannt wurde, herrscht weiterhin Unklarheit darüber, wem denn die Nachfolge gebührt: der Fluoreszenzlampe (FL) auch Leuchtstofflampe genannt, oder der Lichtemittierenden Diode (LED).

Eines vorweg: Beide schaffen heute bei gleich hoher Leistungszufuhr etwa gleich viel Licht. LEDs zwischen 70 und 110, manchmal sogar 120 Lumen pro Watt (lm/W) und Leuchtstofflampen (gerade Röhren) zwischen 70 und 100 lm/W. «Oft wird die Leistung der LEDs mit der Leistung von Glühbirnen verglichen. Das ist so als, würde man den Kraftstoffverbrauch eines modernen Autos, mit jenem eines Modelles der fünfziger Jahre vergleichen», erklärt Ruedi Steiner, Lichtdesigner und Inhaber der Lichtbau GmbH in Worb. Auch bei der Angabe zur Lebensdauer werden oft Äpfel mit Birnen verglichen. Tatsache ist, beide Lichtquellen halten sehr lange. Es stimmt auch, dass LEDs heute noch teurer sind und kein Quecksilber enthalten. Dafür aber andere Rohstoffe, die auf der Welt nicht unendlich vorhanden sind. Egal ob FL oder LED, genügend Licht zur rechten Zeit synchronisiert den Tag-Nacht-Rhythmus und sorgt für einen besseren Schlaf und mehr Energie tagsüber.

Aber nicht nur die Beleuchtung, lässt einen Raum hell erstrahlen. Materialität und die Farben der Wände und Decken spielen ebenso eine erhebliche Rolle. Eine indirekte Beleuchtung etwa, streut bei weisser Zimmerdecke viel mehr Licht, als bei einer dunklen Decke. Es empfiehlt sich gerade bei sehbehinderten Menschen auf die individuellen Bedürfnisse zu achten. Passende Lösungen müssen in der Wohn- und Arbeitsumgebung getestet werden und nicht im Laden, wo ohnehin mehr Licht ist.

In der modernen Lichtplanung werden bereits heute circa 50 Prozent LED eingesetzt. Doch sind sie nicht immer erste Wahl. Manchmal sind pragmatische Lösungen gefragt. Wenn eine sehbehinderte Person beispielsweise im Arbeitsbereich viel globales Licht braucht, also Licht, das im Raum gut verteilt ist, funktioniert eine günstige Leuchte in FL-Technik sehr gut. Was denn nun, LED oder Leuchtstoffröhren? «In 10 Jahren stellt sich die Frage nicht mehr. Weil die Entwicklung der Leuchtstoffröhren kaum noch fortgesetzt wird, werden LEDs bis dahin circa 90 Prozent des Marktes beherrschen. Die Sparlampe, eine eher schlechte Variante der Leuchtstofflampe wird verschwunden sein. LED-Leuchten werden Dank weiterer Entwicklung endlich auch ausreichend Licht geben, gut entblendet und bezahlbar sein. Das heisst, während die Effizienz von Leuchtstoffröhren bei etwa 100 lm/W stagniert, schaffen LEDs bereits im Jahr 2020 um die 150 lm/W», erklärt Ruedi Steiner abschliessend.