Barrierefreie Grafiken dank Tactonom Reader und Tactonom Reader Flex

Der Tactonom Reader und Tactonom Reader Flex revolutionieren den Zugang zu Grafiken für Menschen mit Blindheit und Sehbeeinträchtigung. Wir haben mit Klaus-Peter Hars, General Manager des Herstellers Inventivio, über diese innovativen Hilfsmittel gesprochen.

Von Kathrin Schellenberg, Chefredakteurin tactuel

Grafiken spielen eine zentrale Rolle im Lernprozess, da sie komplexe Inhalte veranschaulichen und das Verstehen erleichtern. Herkömmliche taktile Grafiken mit Brailleschrift stossen jedoch an Grenzen: Die Punktschrift ist nicht skalierbar, sodass nur wenige Informationen dargestellt werden können. Genau hier setzen der Tactonom Reader und der Tactonom Reader Flex an. Sie kombinieren das Ertasten taktiler Grafiken mit einer interaktiven Sprachausgabe und ermöglichen es blinden und sehbeeinträchtigten Menschen, visuelle Informationen ohne sehende Hilfe zu erfassen. Klaus-Peter Hars erklärt: «Die Möglichkeit, selbstständig auf visuelle Informationen zuzugreifen, bedeutet für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen einen enormen Schritt in Richtung Inklusion.» Während Sehende im Laufe ihrer Schulzeit auf rund 25‘000 Grafiken zugreifen können, sind es für Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung oft nur zwischen 80 und 150.
Mit Geräten wie dem Tactonom Reader wird dieser Zugang nun deutlich erleichtert. Eine integrierte Kamera erkennt die taktile Grafik anhand eines QR-Codes auf der Vorlage und gibt den Kontext sowie den Aufbau der Grafik akustisch wieder. Zudem berechnet das Gerät die Position des Fingers auf der taktilen Grafik und liefert punktgenaue, detaillierte Audioerklärungen. «Wir arbeiten eng mit dem gemeinnützigen Verein ProBlind zusammen, der auf der CommunityDatenbank Share rund 5‘000 kostenlose Grafiken zur Verfügung stellt. Mit wenig Aufwand und ohne besondere Vorkenntnisse lassen sich dort Darstellungen in eine barrierefreie Form umwandeln. Diese können anschliessend für den Schwellpapier- oder Braillepräge-Druck heruntergeladen und mit dem Tactonom Reader genutzt werden», so Hars. Dank Künstlicher Intelligenz lassen sich die Grafiken zudem automatisch in 25 Sprachen übersetzen. In Zukunft sollen auch Vorlagen für 3D-Grafiken zum Download verfügbar sein.
«Der Tactonom Reader steigert mit seinem autonomen und spielerischen Ansatz die Bildungschancen», fasst Hars zusammen. Er ist sowohl als Standgerät als auch in einer portablen Version (Flex-Modell) erhältlich. In der Schweiz wird das Gerät von Accesstech vertrieben. Gemeinsam mit Inventivio bietet Accesstech Schulbesuche an, um die Funktionen und Einsatzmöglichkeiten der Geräte vorzustellen. Interessierte können zudem an einer kostenlosen Online-Demo teilnehmen. Weitere Informationen zu den interaktiven Grafik-Lesegeräten finden Sie unter: tactonom.com.