S26_Lesetipp_Jacob liebt Jacob beschliesst zu lieben
Catalin Dorian Florescu legt einen Roman vor, dessen Handlung sich zwischen einem wunderbaren ersten und einem wunderbaren letzten Satz bewegt. Mit Haut und Haaren begibt er sich in die raue und archaische Welt der Bauern, die immer wieder auf der Suche nach eigenem Grund und Boden sind, für die scheinbar nichts weiter zählt als das. Florescu schafft  sonderbare Protagonisten und wunderbare Heldinnen vor einem brutalen geschichtlichen Hintergrund der Denunziation und fortwährenden Vertreibung. Florescu erhielt 2011 den Schweizer Buchpreis und 2012 den Eichendorff-Literaturpreis für sein Gesamtwerk.

∙ Catalin Dorian Florescu: Jacob beschliesst zu lieben
München: C.H. Beck Verlag / SBS-Ausleihe: DS 20248

 

 

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Rebellen, Aussenseiter, Sonderlinge: Archetypen der Literatur
Mikko Rimminen fand die Geschichte zu seinem neuen Roman «Der Tag der roten Nase» in einer finnischen Zeitung. Sie handelt von einem harmlosen Betrugsfall. Eine einsame, unbedarfte Frau um die 50 gibt vor, für ein Marktforschungsunternehmen zu arbeiten und verschafft sich Zugang zu wildfremden Haushalten. Dort stiehlt sie nicht etwa, sondern unterhält sich bloss mit den
Bewohnern, meist genauso einsame Zeitgenossen wie sie selbst. Rimminen zeigt sein anrührendes Panoptikum skurriler Figuren
mit leisem Humor.

∙ Mikko Rimminen: Der Tag der roten Nase
München: Deutscher Taschenbuch-Verlag, 2013
SBS-Ausleihe: DS 25584

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Für seinen tragikomischen Roman «Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval» fand Saabye Christensen in einem Staatsarchiv die Geschichte von Notto Fipp, einem zwanghaften Geher, der sich auf seinen tagelangen Märschen ausschliesslich von Milch
und Bananen ernährte. Diesem Asketen setzt der  Autor spiegelbildlich die Figur des Herrn Hval gegenüber, einen brillanten  Arzt, der aber aufgrund eines Tourette-Syndroms nur mit Leichen hantieren darf. Der manische Duktus des Buches entspricht
dem Geisteszustand der Protagonisten.

∙ Lars Saabye Christensen: Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval
München: btb-Verlag, 2012
SBS-Ausleihe: DS 25668

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S26_Lesetipp_19131913. Der Sommer des Jahrhunderts.
2014 jährt sich der Erste Weltkrieg zum 100. Mal. Er veränderte nicht nur die alte Mächteordnung, sondern war auch Voraussetzung für den aufkommenden Faschismus und den daraus resultierenden Zweiten Weltkrieg. Eine düstere Zeit, die sich  davor so nicht abgezeichnet hatte. 1913 war noch ein Jahr der kulturellen Höhepunkte, die Moderne glänzte in allen schillernden Facetten, in Kunst, Musik und Literatur wurden ausserordentliche Werke geschaffen. Florian Illies lässt «1913» Revue passieren, ein unterhaltsames Buch, das im Rückblick leicht melancholisch stimmt.

Florian Illies: 1913. Der Sommer des Jahrhunderts.
Frankfurt, M.: S. Fischer, 2012

SBS-Ausleihe: BG 21586 – Verkauf: PS13016 – Preis: CHF 31.90