Hörbuch-Tipp


Donato Carrisi: Haus der Stimmen
Der Psychologe Pietro Gerber wird von einer Kollegin in Australien gebeten, die Patientin Hanna Hall zu übernehmen, die sich während einer Hypnosesitzung an einen Mordfall in ihrer Kindheit erinnert hat. Sie behauptet, für den Tod eines Jungen namens Ado verantwortlich zu sein. Als Kind lebte Hanna in Italien und Ado sei in der Toskana begraben. Deshalb reist sie in Gerbers Heimat und begibt sich bei ihm in Hypnosetherapie. Stück für Stück erinnert sie sich an ihre seltsame Kindheit, in der sie mit ihren Eltern von einem verlassenen Bauernhof zum nächsten zieht, stets auf der Flucht vor den «Fremden». Ado ist stets mit dabei, in seinem kleinen Sarg, und wird an jedem neuen Ort begraben und beim Verlassen wieder mitgenommen.
Schon bevor sie ihm diese eigenartigen Dinge erzählt, hat Gerber ein seltsames Gefühl bei Hanna. Im Grunde weiss er, dass er die Patientin nicht betreuen sollte. Die 30-Jährige verstört ihn auf nicht klar zu benennende Weise. Dennoch kann sich Gerber der Faszination dieser Frau nicht entziehen. Hanna stellt ihm Fragen nach seiner Kindheit, seiner Familie, nach Dingen, die ihn beunruhigen. Und dennoch ertappt Gerber sich dabei, wie er sie beantwortet, wie ihn seine Antworten nachts umtreiben. Als sich die seltsamen Zufälle zu häufen beginnen, und sich Hanna in Gerbers Familienleben einmischt, läuten bei ihm alle Alarmglocken. Die beklemmende Situation verwandelt sich in einen Albtraum: Hanna scheint ihm immer einen Schritt voraus, scheint Dinge zu wissen, die sie eigentlich nicht wissen dürfte.
Ein leichter und zugleich fesselnder Thriller, in dem sich der Spannungsbogen von Anfang bis Ende durchzieht, und der bis zur letzten Seite mit überraschenden Wendungen begeistert.

Carrisi, Donato: Haus der Stimmen
Zürich: Atrium Verlag, 2023.
Ausleihe: DS 57497

Braille-Tipp


Christian Schnalke: Gewitterschwestern
Die flatterhafte Fiona ist vor zehn Jahren abgehauen. Ihre vernünftige Schwester Grit bemüht sich um ein geordnetes Leben für die elfjährige Milli. Nun steht Fiona vor Grits Tür, um Milli – Fionas leibliche Tochter – mitzunehmen. Nachdem es fast zu einem Unglück kommt, schickt Grit Fiona fort. Milli macht sich Sorgen. Die Tatsache, dass Fiona mit einem Sarg unterwegs ist, beruhigt sie nicht gerade. Also erpresst sie Grit, bis sie Fiona zusammen suchen gehen. Sie finden sie in der Berghütte, die mit dem Zerwürfnis zwischen den Schwestern verbunden ist. Milli stellt den beiden ein Ultimatum: Sie müssen Fionas Sarg zum nahen Berggipfel hochtragen. Wer länger durchhält, wird ihre Mutter. Fiona steht für Abenteuer und Neues, Grit für Stabilität und bedingungslose Liebe – keine leichte Entscheidung. Aber Milli löst das Problem auf ihre Weise. Und ganz nebenbei wird auch das Trauma aus der Vergangenheit aufgearbeitet. Und das liest sich dann trotz einiger erzählerischer Schwächen sehr berührend.

Schnalke, Christian: Gewitterschwestern
Zürich: Oktopus, 2023. 3 Bd. 399 S.
Ausleihe: BG 39773