von Stefan Spring, Forschungsbeauftragter SZBLIND
Viele Menschen werden erst im Alter sehbehindert, meist auf Grund einer Erkrankung oder eines übermässig starken natürlichen Abbaus des Sehvermögens mit dem Alter. Das unterscheidet die Sehbehinderung von der Situation der Menschen, die seit Geburt, in der Kindheit oder im Erwerbsalter durch Krankheit und Unfälle, wegen Entwicklungsdefizite oder  Gesundheitsschädigungen schon früher sehbehindert werden und somit quasi mit ihnen bekannten Beeinträchtigungen, mit den Folgen davon und mit viel Erfahrung im Umgang damit alt werden. Gibt es zwischen diesen verschiedenen Ausgangssituationen wichtige Unterschiede? Solche Unterschiede könnten zum Beispiel in der Gewichtung der Sehbehinderung im täglichen Leben bestehen, in der Wichtigkeit für das Wohlbefinden und die Zuversicht. Auch der Umgang mit Hilfsmitteln könnte anders sein, oder die Unterstützung durch die Mitmenschen und die Bereitschaft, Hilfe zu suchen und anzunehmen.

Der SZBLIND hat das Zentrum für Gerontologie der Universität Zürich beauftragt, zu diesen bisher kaum untersuchten Fragen bis Februar 2014 eine Vorstudie zu erstellen. Nebst einer Literaturstudie werden 12 ältere sehbehinderte Menschen befragt, je sechs die schon seit vielen Jahren sehbehindert sind und sechs die erst im Alter damit konfrontiert wurden. Zusätzlich werden die Erfahrungen von Fachexperten und Beraterinnen und Berater abgefragt. Sollte die Studie zeigen, dass wichtige Unterschiede bestehen, müsste überlegt werden, ob sie für die ambulante Beratung und Rehabilitation, die Selbsthilfe und die Betreuung in Wohninstitutionen Folgen haben müssten. Dazu wären 2015 weitere Projekte und eventuell eine vertiefende Studie wichtig.